Kein reines Bier aus der dreckigen Bierbüchse

■ BUND startet Anti-Dosen-Kampagne mit mittelständischen Brauereien

Berlin (AFP/AOP/taz) – Bier aus der Dose, nein danke! Gestern hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eine bundesweite Kampagne gegen das Trinken von Dosenbier gestartet. Gemeinsam mit mehr als 800 Brauereien des Bundesverbandes mittelständischer Brauereien und Vertretern des Getränkehandels wollen die Ökologen dem Reinheitsgebot für Bier einen aktuellen Bezug geben. Das „reine Getränk“ Bier sollte in der Bundesrepublik nur noch in umweltfreundlicher Verpackung vertrieben werden. Designbüros, die Dosen gestalteten, sollten beim Müllsammeln aufgefundene Dosen postwendend zurückerhalten.

BUND-Kampagnenleiter Olaf Bandt begründete die Anti-Dosen-Kampagne „Reinheitsgebot 2000“ mit ökologischen Argumenten. „Dosen haben eine miese Öko-Bilanz.“ Nach einer Studie des Umweltbundesamtes verbraucht der Genuß von Bier aus Dosen zweimal soviel Energie wie der Genuß von Bier aus Pfandflaschen. Die Treibhausbelastung beim Genuß von Dosenbier sei sogar viermal so hoch. Hundert Dosenbier-Trinker erzeugten jährlich ebenso viele Abfälle wie 1.100 Verwender von Mehrwegflaschen.

Die Kampagne des BUND versucht einen Trend zu stoppen. In den ersten Monaten 1995 sind 23 Prozent mehr Halbliter-Bierbüchsen verkauft worden als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Weil die Verbraucher ökologischen Argumenten allein beim Biertrinken offenbar nicht genug Gewicht beimessen würden, forderte Bandt eine Verschärfung der Verpackungsverordnung. Die Bundesregierung solle Mehrwegquoten für einzelne Getränkearten einführen. Außerdem ruft der Bund dazu auf, dosenfreie Zonen nach Vorbildern der nordfriesischen Insel Föhr und des Allgäu zu schaffen. Brauereivertreter warnten davor, daß die Verwendung von Bierbüchsen vor allem für mittelständische Brauereien Probleme aufwerfe. Die Einrichtung einer Abfüllanlage für Dosenbier ist für mittelständische Brauereien zu teuer, ein guter Grund für sie, gegen das Vordringen der Dose Front zu machen. Die Getränkedosenhersteller nannten die Kampagne hingegen erwartungsgemäß wenig überzeugend. ten