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Lokalkoloratur

„Wenn man mich fragt, wie es in Sarajevo sei, dann sage ich, daß ich es nicht weiß“, antwortet Pero Sudar ehrlich. „Ich mußte nicht morgens um drei aufstehen, um mich an den wenigen Wasserstellen einzureihen“, gibt der Weihbischof von Sarajevo zu. Doch der Augenzeuge berichtete über die Kriegsschrecken, mehr als manch ZuhörerIn verkraften konnte. Auf Einladung der katholischen Gemeinden Hamburgs besuchte der Würdenträger vier Tage in der Hansestadt Gottesdienste, Asylunterkünfte und Gemeindegruppen, um aus dem Brügerkrieg zu berichten und Perspektiven für die Zukunft Europas und des Balkans zu diskutieren. Er wußte zu erzählen von bosnischen Krankenhäusern, in denen ohne Narkose operiert und amputiert wird, von Hungertoten und Ministranten, die in der Messe vor Hunger ohnmächtig umfallen. Sudar: „Da weiß man nicht, soll ich weiterbeten oder laut protestieren!“ Die Bomben von außen und Hunger und Not vor Ort „sind zwei Kriege, die man durchlebt“. Von ehemals 528.000 Katholiken in Bosniens Hauptstadt sind 180.000 geblieben. Zwei Drittel aller Kirchen, Moscheen und Gebäude sind zerstört. Der deutschen Friedensbewegung warf er Untätigkeit vor: „Wer hat in Deutschland versucht, diesen Krieg zu stoppen?“ Er selbst kenne persönlich die Mörder seiner Verwandten, doch Haß würde nicht weiterhelfen. Die Kirche werde ihre „Berufung“ in der moralischen und psychischen Unterstützung der Bevölkerung wahrnehmen: „Man muß mit Versöhnung irgendwann anfangen.“ mps

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