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Trostpflaster -betr.: "'TransFair–-Kaffee auf senatorischer Sparflamme", taz vom 31.10.1995

Betr.: „'TransFair'-Kaffee auf senatorischer Sparflamme“, 31.10.95

Liebe taz-lerInnen,

warum die Aufregung? Die Entscheidung, weiterhin 90 Prozent der öffentlichen Kaffeetassen mit Kaffee zu füllen, an dem unter anderen Hamburger Röster und Importeure verdienen, jedoch nicht die ProduzentInnen des Kaffees, ist nur konsequent. Konsequent deshalb, weil der Hamburger Senat sich, seitdem er als Landesregierung „Entwicklungspolitik“ betreibt, mit dem Verteilen von Trostpflästerchen aufhält – siehe 10 Prozent fairer Kaffee.

Alljährlich meldet Hamburg stolz dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Ausgaben von ca. 11 Millionen DM für Entwick-lungszusammenarbeit. Das fachlich zuständige Referat in der Senatskanzlei darf davon 1,4 Millionen für seine Aufgaben beanspruchen. Davon stehen wiederum nur DM 520.000 für Auslandsprojekte zur Verfügung. Die finanzielle und personelle Ausstattung des Referats für Entwicklungszusammenarbeit und dessen geringe Einflußmöglichkeiten lassen daher keine wegweisenden Entwürfe für die Hamburger Entwicklungspolitik zu. (...)

Es ging bei der Entscheidung für oder gegen fairer gehandelten Kaffee nicht um Millionenbeträge, sondern um Mehrkosten von DM 290.000 jährlich. Zugegeben, die Entscheidung für fairen Kaffee wäre ein kleiner Griff in relativ leere Kassen gewesen. Hätte der Senat jedoch ernsthaft ein entwicklungspolitisches Signal setzen wollen, dann hätten sich auch haushaltsrechtliche Wege zur Realisierung dieser Entscheidung gefunden, da dem Senat in anderen Belangen die Kunst des finanziellen Umtopfens durchaus nicht fremd ist. (...)

Ulrike Eggers / Veronika Kuhn, Eine Welt Netzwerk Hamburg e. V.

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