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Landschaftsschutz auf Rügen

■ betr.: „Tollhaus mit Kreidefelsen“, taz vom 1. 11. 95

Lieber Manfred Kriener, ein schönes Bild hast Du da gezeichnet, mit den Gänsen an Rügens Himmel, es geht doch nichts über das klassische Einleitungsportal.

Vielleicht sollte aber der Feldstecher aus Berliner Sicht etwas schärfer gestellt oder eine Bildleitung der Telekom geschaltet werden: das prägende Getier über Rügen im Oktober heißt Kranich. Deutlich erkennbar am Flugbild. Aber das hätte die Einleitung natürlich verhunzt, stehen Kraniche doch unter Naturschutz und werden nicht geschossen. Sonst gäbe es ein neues Tollhaus.

Ein weniger schönes Bild, weil Teil der „Demagogie“ besagter CDU-Kampagne ist die vermeintlich abgeschlossene Abwanderung der Rügen-Fisch GmbH und ihr Zusammenhang mit der Landschaftsschutzdiskussion. Genau das soll suggeriert werden und ist soooo scheinheilig, um beim „C“ zu bleiben. Der Eigentümer hat von der Treuhand eine Standortbindung bis 31. 12. 96 auferlegt bekommen, die er auch tunlichst einhalten wird. Dann aber wandert er aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Betrieb nach Stralsund ab. Angeblich weil dort das Brauchwasser billiger ist, als er es von diesen verrückten Ökos hier bekommt. Zumal „sein“ Bürgermeister, der Saßnitzer, auch noch einer der PDS ist, pfui Teufel noch mal.

Dem kann er damit deutlich zeigen, wo der Bartel den Most holt (ich gebe zu, dieses Bild brachte ich aus anderen Regionen mit ...). Der Herr der Fische war aber auch nicht immer Fischkonservenfabrikant, muß man wissen. Er kennt sich auch ganz gut in der Immobilienbranche aus und weiß daher einzuschätzen, daß das erworbene Eigentum im Saßnitzer Hafen auch (oder gerade?) ohne eine stinkende Fischfabrik in den nächsten Jahren goldhasenverdächtig ist. Denn was tut die gebeutelte Insel mangels Industrie mit solchen Flächen? Sie wird sie wenigstens touristisch erschließen. Und wer würde sich in einer Krisenregion einem neuen Yachthafen mit einigen schnuckeligen Appartements verschließen. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt ... und etwas dagegen sagt.

Nach der klassischen Frage: Qui bono, wem nützt es?, wirkt das Tollhaus dann, Du entschuldigst nun das schiefe Bild meinerseits, als hätte es Rügener Kreide gefressen. Sowas verbirgt sich dann hinter dem „internen Wissen der CDU“ und der Aussage, „daß dies (also manche ihrer Aussagen) kompletter Unsinn ist“.

Denn 4.365 Hektar ausgewiesenes Gewerbe- und Wohngebiet, mit den Hafenstädten Saßnitz und Mukran 6.000 Hektar, stehen 45 Gemeinden zur Verfügung. Knapp ein Drittel davon ist genutzt. Das weiß auch die CDU, die mitnichten als „außerparlamentarische Opposition“ Unterschriften sammelt, sondern als Mandatsträgerin im Kreistag, aber eben in der Minderheit. Deren VertreterInnen im Umweltausschuß stimmten übrigens vor der Intervention ihrer bundesgewaltigen Umweltministerin alle der Verordnung zu.

So ist auch zu verstehen, daß Kreistagsabgeordnete bedroht werden: Die Kreisrätin, die die Verordnung sofort ohne Abstimmung erlassen könnte, hat sich aufgrund der Kampagne zu einer zweiten öffentlichen Runde entschlossen und damit die Abstimmung zum Maßstab gemacht. Leider alles etwas spät und ein Versäumnis der Vorarbeit zu einem solch wichtigen Schritt.

Mehrheiten machen leider – auch bei gutgemeinten Vorhaben – etwas nachlässig.

Bis Dezember soll nun die breite Diskussion nachgeholt werden. Angela Merkel wird bei ihrem Besuch das Ergebnis kommentieren können. Andreas Küstermann,

Bergen/Rügen

Kein Wunder, daß die Rüganer das geplante Landschaftsschutzgebiet Rügen als Eingeborenenreservat ablehnen. Nach dem Wortlaut der Verordnung ist zum Beispiel die Errichtung jeder Hundehütte, jedes Gartenzauns, jedes Wohnhauses und jedes Handwerksbetriebes auf 96 Prozent der Fläche der Insel, auch innerhalb von Dörfern untersagt. Damit verstößt der Verordnungsentwurf gegen Gesetze, weswegen das Bauverbot nur eingeschränkt gelten würde. Mit welcher Arroganz Dr. Knapp die fehlerhafte Verordnung ohne Änderung durchzupeitschen versucht, ist für jeden, der wie er aus dem Westen auf die Insel gekommen ist, peinlich. Die Verordnung richtet sich nicht nur gegen Großprojekte, sondern in erster Linie gegen Häuslebauer und kleine Gewerbebetriebe in den Dörfern. Knapp hat es geschafft, daß die Bevölkerung, die dem Naturschutz gegenüber sehr aufgeschlossen war, nun aus Existenzangst gegen jede Art von Naturschutz zu Felde zieht. Die CDU hat nun leichtes Spiel. Dem Naturschutz wird ein Bärendienst erwiesen. [...] Familie Hoenig, Lahme am

Kreidefelsen, Insel Rügen

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