Signal gegen den Konflikt

■ Hochschule für bildende Künste: Adrienne Goehler für sechs weitere Jahre zu Präsidentin gewählt / Schwere Schlappe für die Kritiker Von Patricia Faller

„Man muß alle Probleme gleichzeitig anpacken: Die Lehrstruktur verändern durch mehr befristete Professuren und Gastprofessuren und Berufungen von Frauen fördern – und das alles unter den Vorzeichen von Sparmaßnahmen.“ Eine Herausforderung, um die Adrienne Goehler sich selbst nicht gerade beneidet, wie sie gestern nach ihrer erneuten Wahl zur Präsidentin der Hochschule für bildende Künste (HfbK) gegenüber der taz erklärte.

Im drittem Wahlgang konnte sich die 40jährige Psychologin mit 16 zu 12 Stimmen gegen den einzigen ernsthaften Konkurrenten Bernd Schulz, Leiter der Saarbrücker Stadtgalerie, durchsetzen.

Damit steht sie weitere sechs Jahre an der Spitze der HfbK mit ihren rund 1 300 Studierenden und rund 80 Lehrenden. Intrigen und Streit hatten die einstige GAL-Abgeordnete nicht abschrecken können, wieder zu kandidieren. Sie sieht vielmehr das „Potential Lerchenfeld“, und das wolle sie weiter mitgestalten.

„Ich freue mich über das Signal, das diese Wahl gegen die Personalisierung der Konflikte setzt“, sagte Goehler gestern nach der Wiederwahl. An der HfbK habe sich scheinbar das Bewußtsein durchgesetzt, daß diese vor vielfältigen strukturellen, inhaltlichen und finanziellen Problemen steht. Das jetzige Votum zeige, daß man ihr die Kompetenz zubillige, diese anzugehen.

Eine Schlappe für Goehler-Gegner um den Vizepräsidenten Franz Erhard Walther, die ihr diese Kompetenz gerne immer wieder absprachen. Sie hatten im Vorfeld der Wahlen noch einmal für Aufregung gesorgt, indem sie die Wahlen zum Konzil, das Wahlgremium, angefochten hatten. Denn nur noch einer ihresgleichen saß in dem Hochschulparlament. Franz Erhard Walther will es sich nun überlegen, ob er nach der Wiederwahl seiner Erzfeindin noch Vizepräsident bleiben oder ob er sein Amt vorzeitig niederlegen will, wie er gegenüber der taz erklärte.

„Die studentischen Vertreter im Konzil waren alle für Adrienne Goehler“, berichtete Architekturstudent Floris Dreesman. Auch er hatte ihr seine Stimme gegeben, denn: „Adrienne Goehler ist keine Krisenmanagerin“, die in schwierigen Situationen „faule Kompromisse“ eingehe. Statt dessen greife sie Probleme in den Fachbereichen befruchtend auf.

Der Hamburger Wissenschaftssenator Leonhard Hajen gratulierte Adrienne Goehler zu ihrer Wahl. Er hoffe, „daß alle Seiten aus dieser Wahl nicht den Triumph eines billigen Sieges oder einer vernichtenden Niederlage mitnehmen, sondern sie als Anlaß nehmen, geschlagene Wunden zu heilen und im Sinne der Hochschule und des Auftrages zu arbeiten.“