: „Wir brauchen mehr Enkel“
■ Für die SPD ist eine Verjüngung überlebensnotwendig, doch auf dem Parteitag werden nur wenige Junge Zugang zu den Führungsgremien erhalten
Bonn (taz) – Eine Verjüngung der SPD ist nicht nur ein Wunsch des Parteichefs Scharping, sondern vor allem eine dringende Notwendigkeit für das Überleben der Partei. Das ergab die Untersuchung einer SPD-Arbeitsgruppe zur Mitgliederentwicklung. Ihr Vorsitzender Christoph Zöpel, der beim Bundesparteitag nicht mehr für ein Führungsamt kandidieren wird, verwies darauf, daß nur noch 15 Prozent der SPD-Mitglieder jünger als 35 Jahre sind. 1974 hat diese Altersgruppe noch 30 Prozent ausgemacht.
Deswegen sei es der damals noch jungen „Alterskohorte“ möglich gewesen, Ämter zu besetzen und einen Generationswechsel herbeizuführen. Heute sei der Nachwuchs nicht stark genug, um den Aufstieg aus eigener Kraft zu schaffen. Um der Partei eine Zukunft zu geben, schlußfolgert der 52jährige Zöpel, müsse die dominierende mittlere Generation der Alt-68er Platz machen für Jüngere: „Wir brauchen mehr Enkel. Wenn sich die Väter als Enkel ausgeben, ist das ein biologischer Anachronismus.“
Den wollen sechs junge Mitglieder auf dem Parteitag bekämpfen. Fünf davon werden von den Jungsozialisten unterstützt: die stellvertretende Bezirksvorsitzende der niederrheinischen Jusos, Kerstin Griese (28); der Juso-Bezirksvorsitzende Westliches Westfalen, Benny Mikfeld (23); der Ex-Bundesvorsitzende der Jusos, Thomas Westphal (28); der ehemalige stellvertretende Juso-Bundesvorsitzende Christian Lange (31) und Thorsten Lüthke (28), der von der Juso-Hochschulgruppe unterstützt wird. Gute Chancen haben dabei vor allem Griese und Mikfeld. Sie wurden vom Parteivorstand für das Gremium nominiert und haben die Rückendeckung ihres Landesverbandes. Bei Lange, Westphal und Lüthke hängt der Erfolg entscheidend von der Stimmung und Präsentation auf dem Parteitag ab. Unabhängig von den Jusos kandidiert Arne Grimm (25), ehemaliger stellvertretender Juso- Bundesvorsitzender. Als einziger Ostdeutscher könnte auch er relativ gute Chancen haben.
Auf keine Juso-Unterstützung können die vom Parteivorstand vorgeschlagenen Gottfried Timm (39) und Christine Hohmann- Dennhardt (45) rechnen. Timm ist Fraktionschef in Mecklenburg- Vorpommern und Hohmann- Dennhardt Ministerin in Hessen. „Das ist zwar eine biologische Verjüngung, aber die beiden haben nicht die gleichen Ziele und Vorstellungen wie die jungen Leute“, kritisiert Andrea Nahles. Ein deutliches Signal für eine Verjüngung der Partei sieht die Juso-Vorsitzende nur, „wenn fünf Juso-Kandidaten in den Parteivorstand gewählt werden“. Karin Nink
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