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Powerfrau siegte knapp

■ Adrienne Goehler wurde als Hochschulpräsidentin wiedergewählt

Hamburg (taz) – „Manch einer wird sich von liebgewonnenen Gewohnheiten verabschieden müssen“, kündigte Adrienne Goehler am Donnerstag abend kurz nach ihrer Wiederwahl zur Präsidentin der Hamburger Hochschule für bildende Künste (HfbK) an. Mit ihrem zwar knappen Votum (16 von 30 Stimmen im 3. Wahlgang) hat sich die HfbK für den unbequemen Weg und gegen einen unbelasteten Neuanfang entschieden. Denn die 40jährige Psychologin will auch weiterhin verkrustete Strukturen aufbrechen und den offenen Diskurs fördern.

Von Hierarchien und Privilegierung einzelner oder romantischem Geniekult hält sie nichts, weshalb sie in der Vergangenheit heftig angefeindet worden war. Am liebsten würde sie alle Probleme auf einmal in Angriff nehmen: dem überalterten Lehrkörper eine Verjüngungskur verordnen, neue Impulse durch mehr Gastprofessoren und mehr befristete Stellen sowie durch Frauenförderung ermöglichen.

Die Grabenkämpfe und Intrigen der vergangenen Jahre, bei denen auch mehrfach ihr Rücktritt gefordert worden war, konnten den Elan der Powerfrau nicht brechen. Sie sieht in ihrer Wiederwahl ein „Signal gegen die Personalisierung der Konflikte“. Man habe erkannt, daß es an der HfbK um vielfältige strukturelle, inhaltliche und finanzielle Probleme gehe.

„Ich finde es sehr wichtig, alle diejenigen, die gegen mich votiert haben, in die notwendigen Reformen an der Hochschule einzubeziehen“, meint sie. Bleibt abzuwarten, ob auch alle ihre Gegner dieses Angebot annehmen. Ihr entschiedenster Widersacher, der freie Künstler Franz Erhard Walther, überlegt sich statt dessen, ob er sein Amt als Vizepräsident nun vorzeitig niederlegen will. Patricia Faller

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