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Keine reine Frohbotschaft

■ Nur vier Prozent der Bremer KatholikInnen unterschrieben

Seit dem 16. September warben die bremischen ReformerInnen an der Basis der katholischen Kirche für das bundesweit initiierte „KirchenVolksBegehren“. Gestern ging die Unterschriftensammlung, deren weitreichendste Forderungen das Priesteramt für Frauen und die freie Wahl des Zölibats waren, in den 16 katholischen Kirchengemeinden Bremens zuende. Die erste Auszählung der abgegebenen Unterschriften erbrachte ein bescheidenes Ergebnis: Von den 54.000 KatholikInnen des Bremer Dekanats (südlich der Lesum) gaben nur gute vier Prozent ( 2.293 Personen) ihre Stimme für eine Liberalisierung in der katholischen Kirche ab.

„Persönlich hätte ich mir eine höhere Beteiligung gewünscht“, sagt dazu Wilhelm Tacke, Öffentlichkeitsreferent der Bremer KatholikInnen. Wäre aus seinen bremischen Hochrechnungen nämlich ein bundesweiter Trend ablesbar, dann bliebe das deutsche KirchenVolksBegehren um mehrere Prozentpunkte hinter dem Ergebnis der bereits abgeschlossenen österreichischen Initiative zurück. Endgültige Zahlen sind jedoch erst zum nächsten Wochenende zu erwarten, wenn die Stimmen sämtlicher Gemeinden in Hannover ausgezählt werden.

Völlig niedergeschlagen geben sich Bremens ReformerInnen trotzdem nicht: „Schon die Aufregung“ habe Bewegung ins Kirchenleben gebracht, meint beispielsweise Eva Dubovy. „Unsere Veranstaltung zum KirchenVolksGegehren war besucht wie schon lange keine mehr“, sagt die Mitarbeiterin des Katholischen Bildungswerks. Auch in ihrer Horner Heimatgemeinde St. Georg beobachtete sie verwundert, daß selbst konservative Gemeindemitglieder den Aufruf unterschrieben. „Einzelne fühlten sich durch Scheidung und Wiederverheiratung wohl selbst betroffen“, vermutet sie.

Vom KirchenVolksBegehren betroffen zeigte sich in Findorff derweil eine ganze Gemeinde: Die vollmundige Bemerkung ihres Pfarrers, das Begehren sei „nicht wichtiger als wenn in Amerika ein Sack Reis umfällt“, hatte die St. Bonifatius-Gemeinde mobilisiert. Dort unterschrieben mehr Kirchenmitglieder, als der Pfarrer im Gottesdienst je auf einmal zu sehen bekommt. „Im Kopf unseres Pfarrers wird sich nun klarlegen, wie in der Gemeinde gedacht wird“, freut sich Pfarrgemeinderätin Margret Kötter über die 190 gesammelten Unterschriften. Die machen immerhin mehr als 100 Prozent der regelmäßigen Bonifatius-KirchgängerInnen aus – und das ist ein bremisches Spitzenergebnis. Durchschnittlich unterschrieben nämlich nur 28 Prozent der KirchgängerInnen das Begehren. So gesehen, sei das Bremer Ergebnis nicht so schlecht, relativiert Wilhelm Tacke. ede

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