: Schwarzarbeit schwächt Handwerk
■ Handwerkskammer wirft Politikern Untätigkeit vor
Die Situation im Handwerksgewerbe hat sich trotz zahlreicher Existenzgründungen verschlechtert. Nach einer ständigen Zunahme der Beschäftigten von durchschnittlich 10.000 pro Jahr stagniert die Zahl 1995, wie der Präsident der Handwerkskammer, Hans-Dieter Blaese, gestern sagte. Auftragseingänge und Umsatz zeigten zugleich ein Abflachen der Konjunkturkurve. Neue Impulse seien 1996 nur bei einer handwerksfreundlichen Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik des Senats zu erwarten.
Als Gründe für die negative Entwicklung machte Blaese vor allem den Einsatz europäischer Billigarbeitskräfte und die hohe Zahl von Schwarzarbeitern im Baugewerbe verantwortlich. Er forderte die schnelle Verabschiedung und Umsetzung eines nationalen Entsendegesetzes. Bei der Bekämpfung von Schwarzarbeit warf Blaese den Politikern „Untätigkeit“ vor. Die punktuellen Kontrollen auf Baustellen reichten bei weitem nicht aus. Er regte an, auf diesem Gebiet verstärkt ABM- Kräfte einzusetzen. In der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik des Senats gebe es schwere Versäumnisse. Es sei eine Arbeitsmarktpolitik kreiert worden, die sich um ABM drehe, Millionen verschlinge ohne jegliche positive Wirkung für die Betroffenen. Nach einer Umfrage der Handwerkskammer würden in unterschiedlichen Berufen rund 8.000 qualifizierte Fachkräfte benötigt, die der Arbeitsmarkt zur Zeit nicht hergebe.
Die mittlere Betriebsauslastung im Handwerk, dem mit 260.000 Beschäftigten größten Arbeitgeber der Stadt, sank in diesem Jahr laut Blaese um zwei auf 74 Prozent. In besseren Zeiten habe sie bei rund 90 Prozent gelegen. ADN
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