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Der Informant schweigt jetzt für immer

Der wegen Stasi-Spionage angeklagte Nachrichtenhändler Laue fühlte sich von CDU und CIA verfolgt und verübte Selbstmord. Enthüllungen über Diepgen blieben ohne Fortsetzung  ■ Von Gerd Nowakowski

Er war ein Mann, der vieles wußte – und zuweilen einiges davon für sich behielt. Undurchsichtige Kontakte und ein selektives Umgehen mit Informationen gehörten zu dem schillernden Nachrichtenhändler. Am Ende seines Lebens fühlte sich Felix-Erik Laue als Verfolgter der „Regierung Kohl, der Berliner CDU und der straffen Netze der CIA“. Der langjährigen Spionage für den DDR- Staatssicherheitsdienst angeklagt, wirft Laue der Bundesanwaltschaft vor, daß sie „den Prozeß gegen mich ohne Substantiierung der Anklage aus politischer Weisung heraus unbedingt führen will“. Er sei „schuldlos“, hat Laue in einem an die taz adressierten Brief geschrieben, bevor sich der Dreiundsechzigjährige in seiner Wohnung am Kurfürstendamm mit einer Überdosis Tabletten tötete.

Laue war im Sommer 1994 von der Bundesanwaltschaft als „Topspion“ verhaftet worden. Der amerikanische Geheimdienst CIA war zuvor in aufgekauften sowjetischen Akten auf einen Agenten mit dem Decknamen „Luft“ gestoßen, der Bundeskanzleramt und insbesondere den ehemaligen Kanzleramtsminister Schreckenberger ausforschte. Agent „Luft“ soll insbesondere über das Ost- West-Verhältnis, über Pershing-II- Raketen und auch über das illegale U-Boot-Geschäft mit Südafrika nach Ost-Berlin berichtet haben. „Luft“, so war die Bundesanwaltschaft überzeugt, war kein anderer als Laue.

Das langjährige CDU-Mitglied Laue, der einen privaten Nachrichtendienst betrieb, hatte Schreckenberger alle vier bis acht Wochen im Bonner Kanzleramt zum persönlichen Gespräch besucht. In der Untersuchungshaft legte der Journalist ein Geständnis ab und räumte ein, von der Stasi rund 50.000 Mark für seine Dienste erhalten zu haben. Nichts davon sei wahr, schrieb Laue vor seinem Selbstmord: Sein Falschgeständnis habe er nur gemacht, um aus der U-Haft freizukommen. Laue, in den letzten Jahren auch Vorsitzender des Berliner Landesverbands der Steuerzahler, behauptet in seinem Brief, die CIA-Unterlagen seien gefälscht. Er räumt aber diverse Gespräche mit DDR-Vertretern ein.

Ob sich der Nachrichtenhändler in seinen eigenen Netzen verfangen hat, bleibt unklar. Grund zur Annahme, die CDU wolle alte Rechnungen begleichen, hatte Laue auf jeden Fall. Aus der Nähe hatte Christdemokrat Laue die Machenschaften seiner Parteigenossen beobachtet. Reichlich Gelegenheit gab es dafür im Ortsverein Kurfürstendamm, bei dem Laue bis in die neunziger Jahre stellvertretender Vorsitzender war. In seinem Brief an die taz streitet Laue zwar ab, an die Stasi eine akribisch detaillierte Biographie über den Regierenden Bürgermeister Diepgen geliefert zu haben, genügend brisantes Material dafür besaß Laue aber in jedem Fall.

In Verlegenheit brachte Laue beispielsweise 1977 die Berliner CDU mit einer Veröffentlichung in der Illustrierten Quick. Darin schilderte Laue die Verbindungen der aufstrebenden Parteifreunde Diepgen, dem jetzigen Fraktionsvorsitzenden Landowsky sowie dem jetzigen Bundestagsabgeordneten Gero Pfennig und dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten Kittelmann. Dabei ging es insbesondere um Kontakte zu dem kriminellen Bordellmilieu und kommerzieller Fluchthilfe. Die aus einer schlagenden Verbindung hervorgegangene „Betonriege“, die die verschlafene Berliner CDU konsequent und straff organisiert eroberte, versuchte vergeblich die Veröffentlichung zu verhindern. In einem Verleumdungsprozeß erstritt zwar Gero Pfennig Schmerzensgeld, doch ungestraft blieb beispielsweise die Aussage einer Bordellwirtin, Pfennig habe in ihrem „Club Ascona“ mit dem damaligen Zehlendorfer CDU-Bürgermeister Rothkegel die Gründung eines Bordells erörtert.

Die angekündigte und bereits fertig geschriebene Fortsetzung der Quick-Serie blieb ungedruckt. Thema: CDUler gründen Bordelle zur Anbahnung und Finanzierung von Fluchthilfe-Unternehmen. Überraschender noch: Als Diepgen 1985 seinen ersten Wahlkampf als Regierender Bürgermeister führte, durfte Laue für Honorar das Wahlkampf-Info CDU-extra mitgestalten. Auch beim kurz danach ruchbar gewordenen Bauskandal, bei dem Diepgen wegen der nachträglich nur mühsam erklärten Verwendung von 75.000 Mark „Spenden“ knapp seinem Sturz entging, schwieg Laue. Dabei spielten beim Bestechungsskandal mit dem Bordellwirt Schwanz und anderen Halbweltlern genau jene Personen eine Hauptrolle, die schon bei der Quick-Story von 1977 als zentrale Informanten galten.

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