Exportschlager Arbeit

„Wir können nicht mehr so tun, als sei die Arbeitsmigration eine vorübergehende Erscheinung“, erklärte die philippinische Arbeitsministerin Nieves Confesor kürzlich. Über siebenhunderttausend Frauen und Männer haben ihre Heimat im vergangenen Jahr verlassen. Von den siebzig Millionen PhilippinerInnen leben heute nach amtlichen Angaben 3,5 Millionen als WanderarbeiterInnen im Ausland. Regierungsunabhängige Gruppen glauben jedoch, daß es 4,5 bis 6 Millionen sind.

Der größte Teil, über 1,5 Millionen, arbeitet in den USA, gefolgt von 1,3 Millionen in Saudi- Arabien. Über 250.000 leben in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Kuwait. Über 55 Prozent sind Frauen, die oftmals ihre Familien, Kinder und Ehemänner für fünf oder mehr Jahre verlassen. Mit den monatlichen Überweisungen finanzieren sie die Ausbildung ihrer Geschwister, die Versorgung ihrer Eltern, das Überleben ihrer arbeitslosen Ehemänner. Im Jahr 1994 haben die ArbeitsmigrantInnen mindestens vier Milliarden Mark über die Banken in ihre Heimat überwiesen.

Was unter dem philippinischen Diktator Ferdinand Marcos vor über zwanzig Jahren als kurzfristige Lösung zur Überbrückung einer akuten wirtschaftlichen Krise gedacht war, ist zur ständigen Einrichtung geworden: der Export von Arbeitskräften.

Als Präsident Ramos im Sommer dieses Jahres verkündete, daß seine Regierung die Entsendung weiblicher Arbeitskräfte in sechs Golfstaaten bis zum Jahr 2000 stoppen wollte, weil sie dort Mißhandlungen und Übergriffen ausgesetzt seien, gab es im Land einen Sturm der Entrüstung. Ein solches Verbot führte nur dazu, daß die Frauen illegal ausreisen müßten, solange sie zu Hause keine Arbeit fänden, hieß es. Ramos mußte diese Entscheidung zurücknehmen. Jutta Lietsch