: Wohnungen statt World Trade Center
■ Neuer Wettbewerb für das Klingelhöfer-Dreieck im Tiergarten entschieden
Beim dritten Mal soll alles besser werden. Ein sichtlich zufriedener Wolfgang Branoner, bislang Staatssekretär bei der Stadtentwicklungsverwaltung, höheren Ämtern aber nicht abgeneigt, stellte gestern das Ergebnis des Ideenwettbewerbs „Klingelhöfer Dreieck“ vor. Der mit 30.000 Mark dotierte erste Preis ging an die Berliner Architekten Machleidt und Stepp, die für die 20.900 Quadratmeter große Stadt- und Schaustellerbrache eine in die traditionelle Blockbebauung eingefaßte Gebäudesammlung aus Vorderhäusern, Seitenflügeln und Quergebäuden entwarfen. Der Wettbewerb war nach dem Scheitern der Planungen für ein „World Trade Center“ vor einem Jahr neu ausgeschrieben worden.
Mit dem nunmehr vorgestellten Entwurf wurde bereits die dritte Planung für das Gelände zwischen der Klingelhöferstraße und der Stülerstraße präsentiert. Während dort in den achtziger Jahren nach den IBA-Planungen nach den Entwürfen Aldo Rossis ausschließlich Wohnungen gebaut werden sollten, träumte Bausenator Nagel nach dem Mauerfall von einer gigantischen Bürolandschaft.
Doch sein Traum von einem Berliner „World Trade Center“, dessen Baubeginn ursprünglich 1992 sein sollte, platzte. Der potentielle Investor, die Philipp Holzmann AG, die sich eine Option auf das Gelände bis 1984 gesichert hatte, zog sich vergangenes Jahr nicht zuletzt wegen der Grundstückspreise zurück. Nagel mußte das Verfahren an Stadtentwicklungssenator Hassemer abgeben.
In dem gestern gekürten Entwurf ist, so Branoner, keine „Monostruktur“ mehr vorgesehen. Neben dem Einzug mehrerer Botschaften sollen am Klingelhöfer- Dreieck auch 220 Wohnungen gebaut werden. Öffentliche Fördermittel gebe es dafür aber keine. Über den Kaufpreis schwiegen sich sowohl Branoner als auch der interessierte Investor, die Berliner Baulöwen Groth und Graalfs, aus. Ebenfalls ungeklärt ist bislang, wer die bisher in Millionenhöhe angelaufenen Kosten für die gescheiterte World-Trade-Center-Planung übernimmt. Mit den Grundstücksverhandlungen, meinte Branoner lediglich, solle so schnell wie möglich begonnen werden.
Den Entwurf von Machleidt und Stepp würdigte die Jury als Beleg für die Qualität der traditionellen Gebäudetypen im Sinne einer flexiblen Nutzung. Sämtliche Gebäude orientierten sich zudem an der Traufhöhe des an der nordwestlichen Seite vorhandenen Altbaus. Einen mit High-Tech-Fassaden eingereichten Entwurf der Berliner Architekten Faskel und Becker sowie ein freistehendes Hochhaus der Schweizer Snozzi und Jenni verwies die Jury unter Leitung von Max Becher auf die Plätze. Uwe Rada
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