: Die literarische Woche
Donnerstag: Wer hätte gedacht, daß sich hinter der zunehmend von unverbindlicher Lobhedulei gezeichneten Miene Peter Rühmkorfs ein noch auf so hohen Touren laufender psychischer Schreib-Motor verbirgt? Aber seine kürzlich erschienenen Tagebücher zeigen den alten Recken als jungen, frischen Helden: Es ist ein schönes Sammelsurium exakter Beobachtungskunst, das Rühmkorf da angesammelt hat. In der Hamburger Universität werden die Gehässig- und Genauigkeiten funkeln. Philosophenturm, Hörsaal A, Von-Melle-Park 6, 19.30 Uhr
Donnerstag: Anläßlich des zehnten Geburtstags des Literaturhaus-Vereins hat die Programmchefin Ursula Keller noch einmal ausdrücklich erklärt, daß sie unter anderem auf literarische Veranstaltungen setzt, die die Reibung zu anderen Künsten suchen. Wie ernst es ihr damit ist, zeigt zum Beispiel dieser Donnerstag. Da werden sich nämlich Wort und Ton reiben: Raymond Federman geht zusammen mit den Jazzern von art de fact, wie es in der Ankündigung heißt, „eine spannende Liaison zwischen Literatur und Musik“ ein. Literaturhaus, Schwanenwik 38, 20.30 Uhr
Sonnabend: Klingt es nicht selbst ein bißchen märchenhaft? Aber das gibt's tatsächlich: Ursula Heinrichs ist Präsidentin der Europäischen Märchengesellschaft. Ob deren Mitglieder sich gegenseitig in Frösche verwandeln? Jedenfalls wird Frau Heinrichs am Wochenende in leibhaftiger Gestalt erscheinen und zum Thema sprechen: „Märchen und moderne Dichtung“. Zentralbibliothek, Große Bleichen, 19.30 Uhr
Montag: Wenn jemand mit 63 Jahren noch das Romaneschreiben anfängt, dann hat er entweder Langeweile oder wirklich eine Geschichte zu erzählen. Bei Robert Bober ist letzteres der Fall, ein halbes Jahrhundert brauchten seine Erfahrungen als Emigrant vor den Nazis in Frankreich, bevor sie reif waren zum Aufgeschriebenwerden. Herausgekommen ist das Buch Was gibt's Neues vom Krieg, das von allen Seiten mit Lob überschüttet wird. Kommenden Montag wird Bober es in Hamburg vorstellen. Talmud-Tora-Schule, Grindelhof, 19.30 Uhr drk
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