Rückkehr der Göttin

■ Die indische Stadt Bombay heißt jetzt Mumbai. Statt Bollywood nun Mollywood?

Delhi (taz) – Die historische Nachricht kam per Fax. Kaum hatte er sie gelesen, vergaß der Chef der Provinzregierung in Bombay seine Staatsgeschäfte und kümmerte sich eiligst um die Süßigkeiten – immer wenn ein freudiges Ereignis eintritt, sei es die Geburt eines Stammhalters oder der Tod eines Feindes, werden in Indien Süßigkeiten verteilt.

Der soeben angekündigte Tod betraf zwar nur einen Namen, aber es war ein Name mit kolonialer Altlast: „Bombay“, in dessen Wortwurzel noch die Fremdherrschaft schlummert, jene der Portugiesen zuerst, welche dem kleinen Fischerdorf den Namen aufprägten, als sie im 17. Jahrhundert zwischen den sieben Inseln einen guten Hafen, einen „bom bahia“, für ihre Freibeuterschiffe fanden. Und als Asiens größter natürlicher Tiefseehafen 1661 als Heiratsgut für König Charles II. an England überging, wurde daraus „Bombay Island“. Der Hafen an der Westküste wurde Indiens bedeutendste Handels- und Industriestadt, später auch Zentrum der Filmproduktion: „Bollywood“.

Daneben aber gab es immer noch die Stadt der Slums, der alten Bazars und der Fischerdörfer. Dort ließ sich die lokale Sprache, das Marathi, nicht durch das Englische aufsaugen, und dort hieß Bombay immer nur Mumbai, hergeleitet, gemäß Volksmund, von der lokalen Göttin Mumbadevi. Diesen Namen der Muttergottheit hatten die kolonialen Frevler dann mit „Bombay“ entehrt. Und um den Wortbetrug zu korrigieren, hatte die chauvinistische Shiv-Sena-Partei, die im Frühjahr an die Provinzregierung kam, Bombay zu Mumbai umgetauft.

Die Kongreß-Partei, bekannt dafür, daß sie selber gern neue Flughäfen und alte Plätze auf den Namen eines Mitglieds der Nehru- Familiendynastie umbenennt, hatte kein Argument gegen Mumbai anzubieten. Am Dienstag stimmte das Kabinett der Umbenennung zu. Bernard Imhasly