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Bei Risiken und Nebenwirkungen

■ Hasch in Apotheken: Interview mit der schleswig-holsteinischen Gesundheitsministerin Heide Moser über einen Modellversuch

taz: Sie sind Initiatorin des für fünf Jahre geplanten Modellversuch, Haschisch in Apotheken zu verkaufen. Warum erlauben Sie den Verkauf nicht gleich in Coffee- Shops?

Moser: Apotheken haben den Charme, daß man kein neues Vertriebssystem aufbauen müßte, das sich staatlich kontrollieren läßt. Letztlich ist das Vertriebssystem auch nicht der wichtigste Punkt des Beschlusses. Es geht in erster Linie darum, die Trennung der Märkte zu erreichen, Cannabisverbraucher zu entkriminalisieren und die Stoffe nach ihrer tatsächlichen Gefährlichkeit und Gesundheitsschädigung zu bewerten. Außerdem gelten Apotheker in unserer Gesellschaft als vertrauenswürdig, und sie haben aus ihrer Ausbildung genügend Wissen über die Wirkungsweise von Stoffen, um auch auf „Risiken und Nebenwirkungen“ hinweisen zu können. Cannabis könnte als Medikament etwa für Krebs- und Aidspatienten eingesetzt werden. Natürlich müssen wir eine Abgabemenge und eine Altersbegrenzung festlegen.

Die logische Konsequenz daraus wäre, auch hochprozentige Alkoholika staatlich kontrolliert abzugeben.

Man muß durchaus auch über eine staatlich lizenzierte Abgabe von hochprozentigen Alkoholika nachdenken, wenn man Stoffe nach ihrer Gefährlichkeit einstuft. Allerdings kommen dafür Apotheken auf keinen Fall in Frage.

Die Apothekerverbände sind nicht gerade begeistert, wollen den Versuch aber nicht boykottieren. Haben Sie schon böse Briefe von den Apothekern bekommen?

Die Reaktionen sind durchaus unterschiedlich und reichen von Bereitschaft über Interesse bis zur totalen Ablehnung. Man wird miteinander sprechen müssen und Gemeinsamkeiten suchen. Hürden sind im übrigen dazu da, überwunden zu werden, und bevor Gespräche nicht gescheitert sind, halte ich keine Hürde für unüberwindbar.

Welche Bundesländer werden außer Schleswig-Holstein an dem Modellversuch teilnehmen? Wird es in allen Apotheken Haschisch zu kaufen geben?

Welche Bundesländer sich beteiligen, wird ebenfalls eine Sache von Gesprächen und Überzeugungskraft sein. Ich plädiere weiterhin dafür, daß es so viele wie möglich sein sollten. Allerdings gilt für Länder wie für Apotheken: Niemand muß gegen seine Überzeugung handeln.

Wo soll der Stoff herkommen, und wann geht das erste Päckchen Hasch über den Apothekertresen? Entweder aus dem Ausland – zum Beispiel den USA, wo es für medizinische Behandlungen angebaut wird – oder aus Deutschland. Wir wollen auch die Möglichkeit eines Anbaus in der Bundesrepublik prüfen. Ich gehe davon aus, daß der Antrag an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Berlin im Laufe des kommenden Jahres gestellt werden wird, dann ist es wahrscheinlich realistisch, mit einem Start des Modellversuchs im Jahr 1997 zu rechnen. Vorausgesetzt er wird genehmigt.

Wird Schleswig-Holstein künftig ein Eldorado für Kiffer?

Genau das wollen wir nicht. Wir wollen zeigen, daß eine Trennung der Märkte möglich ist. Dabei wären Haschtouristen eher störend, wenngleich man natürlich niemandem die Einreise nach Schleswig- Holstein verweigern kann. Nein, ernsthaft: Ich möchte kein Dorado für Kiffer schaffen, sondern gesundheitspolitisch verantwortlich handeln und über einen Versuch beweisen: Prävention über den Weg der Trennung der Märkte geht auch in der Bundesrepublik. Interview: Kersten Kampe

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