: Franzosen stehen im Stau
■ Nach vier Tagen Streik nimmt der Druck auf Premier Alain Juppé zu
Paris (dpa) – Frankreichs konservative Regierung gerät mit ihrem Sparkurs durch die anhaltenden Streiks verstärkt unter Druck. Die Eisenbahner des Landes setzten gestern ihren Ausstand bereits den vierten Tag hindurch fort, um die Regierung zu höheren finanziellen Hilfen für die Bahn zu zwingen. Für heute haben mehrere Gewerkschaften erneut zu Streiks und Protesten gegen die geplanten Einschnitte in das soziale Netz aufgerufen.
Premierminister Alain Juppé müsse auf den Plan zur Sanierung der Renten- und Krankenversicherung verzichten, forderte der Chef der kommunistisch orientierten Gewerkschaft CGT, Louis Viannet. „Die Regierung muß ihren Entwurf zurückziehen, weil die Grundlage schlecht ist und er gefährliche Aspekte beinhaltet.“ Die oppositionellen Sozialisten warnten, die gespannte soziale Lage könne „explosiv“ werden, wenn die Regierung weiter Verhandlungen verweigere. Arbeitsminister Jacques Barrot hatte noch am Sonntag das Festhalten an den Sparmaßnahmen bekräftigt.
Die Eisenbahner, die mit ihrem Arbeitskampf erneut erhebliche Störungen im Fern- wie auch im Regionalverkehr der großen Städte verursachten, beschlossen auf Versammlungen eine Fortsetzung der Streiks. Der Chef der staatlichen Bahngesellschaft SNCF, Jean Bergougnoux, will heute den Gewerkschaften mitteilen, wieviel von den 175 Milliarden Franc (etwa 50 Milliarden Mark) Gesamtschulden der Staat übernehmen will, um die Bahn zu entlasten. Die Eisenbahner protestieren zugleich gegen Streckenstillegungen und eine Ausgliederung von Unternehmensteilen.
Im Fernverkehr fuhr gestern im Schnitt nur einer von vier Zügen. Auch der internationale Verkehr war betroffen. So wurden an der deutschen Grenze nur drei Züge abgefertigt, während sonst 25 in beide Richtungen verkehren. Auch im Pariser Regionalverkehr waren manche Strecken erneut unterbrochen. Es kam zu kilometerlangen Staus, weil viele Pendler auf ihr Auto umstiegen.
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