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USA sparen an der Ozonkasse

Auf der Wiener Ozon-Konferenz wollen die Amerikaner die Ausstiegszeiten verlängern. Methylbromid ist ein hocheffektiver Ozonkiller  ■ Von Annette Jensen

Berlin (taz) – Das Loch in der Ozonschicht wächst parallel zum Loch in der internationalen Hilfs- Kasse. Mehrere Entwicklungsländer fordern auf der Ozon-Konferenz in Wien, daß die Industrienationen ihnen beim Ausstieg aus der Produktion von Ozonkillern stärker helfen. Doch insbesondere die USA wollen ihren Beitrag kürzen.

510 Millionen Dollar zahlt die Erste Welt zwischen 1994 und 1996 in einen Fonds ein. Damit soll die Dritte Welt ihre Kühlschrankproduktion auf Stoffe umstellen, die den ultraviolette Strahlen abhaltenden Molekülen in der Stratosphäre nicht schaden. Doch die USA drohen, ihren Drittel-Anteil ab 1997 zu reduzieren – im Zuge der Haushaltskonsolidierung daheim. Dafür kann aus Sicht der Regierung in Washington der Totalausstieg aus der FCKW-Produktion dann auch noch ein bißchen auf sich warten lassen: Statt dem bisher vereinbarten weltweiten Produktionsverbot ab 2010 wollen die USA lediglich einen Investitionsstopp zu diesem Zeitpunkt. „Im Jahr 2009 könnte also noch eine neue FCKW-Fabrik gebaut werden, die dann noch viele Jahre FCKW produziert“, beschreibt Martina Krüger von Greenpeace das Problem. Vor allem in Indien hat die Clinton-Regierung einen Mitstreiter für dieses Konzept gefunden. Und auch Rußland hält die Zahlungsvereinbarungen nicht ein, wie der Vorsitzende der UNO- Konferenz und österreichische Umweltminister Martin Bartenstein moniert.

Das zweite große Thema in Wien ist Methylbromid, das im Montrealer Protokoll 1986 noch nicht erwähnt wurde. Das UNO- Umweltprogramm (Unep) sieht in einem raschen Produktionsausstieg den kurzfristig wichtigsten Schritt zum Schutz der Ozonschicht. „Man weiß noch nicht sehr lange, daß Bromverbindungen in die Stratosphäre gelangen“, erläutert Heinz Miller, Geophysiker am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Wissenschaftler vermuten heute, daß der Stoff noch weitaus zerstörerischer wirkt als FCKW. Fünf bis zehn Prozent des Ozonverlusts gehen auf das Konto von Methylbromid, schätzt Birgit Siemen vom BUND. Während die EU-Länder mit Ausnahme von Frankreich und Italien für ein rasches Verbot eintreten, wollen eine ganze Reihe Entwicklungsländer nicht auf den hochgiftigen Stoff verzichten.

Methylbromid wird in der Natur von Meeresalgen gebildet und bei Vulkanausbrüchen frei. Künstlich hergestellt wird es, um Pflanzen gegen Schädlinge und Vorräte gegen Mitesser zu schützen. Etwa 63.000 Tonnen werden jährlich weltweit eingesetzt, schätzt die Bundesregierung. In Deutschland werden nur etwa 100 Tonnen im Jahr für die Begasung von Vorratsräumen und die Zucht von Zierpflanzen gebraucht.

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