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Alte Unternehmer unternehmen nichts

■ Konsumverzicht und Ökologisierung der Marktwirtschaft fordert eine Studie des BUND. Doch die Unternehmerlobby stellt sich stur gegen "staatliche Eingriffe". Einzige Ausnahme: die Jungunternehmer

Die berlin-brandenburgische Wirtschaft hat ein gespaltenes Verhältnis zur ökologischen Zukunftsfähigkeit. Zwar teilen die organisierten „Jungen Unternehmer“ die Zielsetzung der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“, aber der Geschäftsführer der regionalen Vereinigung der Unternehmensverbände, Christian Amsinck, weiß wenig mit der Ökologisierung der Marktwirtschaft anzufangen. Schadstoffemissionen seien durch „freiwillige Selbstverpflichtung“ der Industrie leichter zu reduzieren als durch staatliche Eingriffe, wollte Amsinck am Samstag rund 200 TeilnehmerInnen einer Diskussionsveranstaltung in der Humboldt-Universität glauben machen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und die katholische Hilfsorganisation Misereor stellten die Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ am diesem Samstag vor Politikern, Vertretern von Wirtschaft, Wissenschaft und Interessierten zur Debatte. Erst der gesellschaftliche Dialog in den Regionen, so die Studie, werde den darin geforderten Konsumverzicht und die Ökologisierung der Marktwirtschaft vorantreiben.

Unternehmenslobbyist Christian Amsinck hingegen lehnte die in der Studie geforderte ökologische und soziale Domestizierung der Marktwirtschaft beinahe pauschal ab. Das Papier sei „zu stark auf Armut fokussiert“, wehrte Amsinck ab. Zwar bekenne sich die Industrie dazu, den Ressourcenverbrauch zu mindern. Dazu seien aber „Eigenverpflichtungen der realistischere Weg“.

Da wunderte es auch nicht, daß Amsinck ausgerechnet jenen Teil der Öko-Studie mit Nichtbeachtung strafte, in dem steuerliche und betriebswirtschaftliche Instrumente ausführlich diskutiert werden. Unter den ausgesprochen marktfreundlichen Leitbildern „grüne Marktagenda“, „zyklische Produktion“ und „lernfähige Infrastruktur“ wird dort das herrschende Wirtschaftssystem ökologisch neu gepolt. „Wer Visionen hat, gehört in Behandlung“, überging Amsinck barsch diesen Teil der Studie.

Überwiegend positiv äußerte sich dagegen Jörg Wenz vom „Bundesverband Junger Unternehmer“ zur Studie. Seine Organisation unterstütze im wesentlichen die Ziele des Papiers. Es sei „notwendig und erreichbar“, den Kohlendioxidausstoß in 50 Jahren um die Hälfte zurückzuführen. Seine Kolleg seien ebenfalls dafür, den Energiesektor neu zu ordnen. Wegen der großen Monopole gebe es dort keinen Markt mehr. Mit den „Jungen Unternehmern“ hat der BUND offenbar den gewünschten Partner gefunden, der konkrete Umsetzungsstrategien für die Region mitformuliert und mitträgt. Wenz' Verband hat mit dem BUND kürzlich eine Broschüre über die Energiesteuer verfaßt.

Die eingeladenen Politiker und der DGB blieben der Debatte in der Humboldt-Uni fern. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) und Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) ließen sich wegen der „Sondierungsgespräche“ zwischen CDU und SPD über die Regierungsbildung entschuldigen. Der Regierende heizte die Debatte freilich mit einem Grußwort an, indem er den Bau des Tiergartentunnels damit rechtfertigte, daß er „zu über 80 Prozent dem Schienenverkehr zugute kommt“. Ein Diskutant zieh Diepgen dafür als „Tunnelgangster“. Christian Füller

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