: Rege Nachfrage nach rechtsextremem Weltbild
■ Der frühere Anarchist Reinhold Oberlercher schult heute Neonazis
Der ehemalige SDSler Reinhold Oberlercher hat zur Zeit das Monopol, was die Schulung von Neonazis angeht. Seine konspirativen Seminare erfreuen sich, so ein Bericht über eine Veranstaltung in Bielefeld, „reger Nachfrage, was die Schulungsbereitschaft einer nationalistischen Nachwuchsintelligenz verdeutlicht“.
Oberlercher kam 1960 aus der DDR in den Westen und galt lange Jahre als Linker. 1981 wetterte er in der anarchistischen Zeitschrift Direkte Aktion der „Freien Arbeiter Union“ (FAU) gegen den „bürgerlichen Nationalstaat“. Schon damals forderte er ein „sofortiges Einstellungsverbot für Ausländer“ und einen „nationalen Befreiungskampf gegen Rußland“, das er als Haupthindernis zur deutschen Einheit ansah. Diese Sätze zogen den Ausschluß aus der FAU nach sich.
Ende der 80er Jahre trieb sich Oberlercher in nationalrevolutionären Kreisen herum. Er referierte vor rechtsextremistischen Zirkeln wie dem „Witikobund“, der Burschenschaft „Danubia“ in München, bei der Rechtspostille Junge Freiheit und beim „Ring Freiheitlicher Studenten“ in Wien. Dort sprach er sich für einen Anschluß Österreichs an Deutschland aus. Für die in Hamburg ansässige Deutsch-Europäische Studiengesellschaft (DESG) schulte er Rechte jeglicher Couleur, von Mitgliedern der „Republikaner“ und der „Deutschen Liga“ bis hin zu eingefleischten Neonazis.
Zentrales Thema der Schulungen sind ein „Reichsverfassungsentwurf“ und ein „Hundert-Tage- Programm der nationalen Notstandsregierung in Deutschland“. In diesem Konzept für die Machtergreifung der extremen Rechten sind unter anderem enthalten: die Forderungen nach „Beendigung der Ausländerbeschäftigung“, Bekämpfung des Drogenkonsums mit „militärischen Mitteln“, Wiedererrichtung des Deutschen Reiches und die Beschränkung des Fernsehens auf „zwei nationale Programme“. Das fand viel Lob in der militanten Rechten, so bei Christian Worch. Seitdem ist Oberlercher bei bekennenden Nazis ein gerngesehener Redner und intellektuelles Aushängeschild.
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