: Kontrolle unmöglich
■ betr.: „30 Millionen, die niemand vermißt“, taz vom 25./26. 11. 95
In der Wochenendausgabe stellt Eva Maria Dirnhöfer allerhand Mutmaßungen über angebliches Verschwinden von Mitteln aus der deutschen Entwicklungszusammenarbeit an.
Gestatten Sie mir dazu, damit Ihre Leser den Gehalt solcher Mutmaßungen besser bewerten können, einen Vergleich: Nehmen wir an, Sie verdienen 4.000 DM [Schön wär's ja. d. sin]. Für Ihr Kind erhalten Sie 70 DM Kindergeld. Das Kind wird von Ihnen so, wie es mitteleuropäischem Standard entspricht, versorgt und unterhalten, außerdem kaufen Sie sich hin und wieder eine Flasche guten Wein. Dann wird im Lokalteil Ihrer Heimatzeitung berichtet, Sie würden das Kindergeld zum Kauf von Alkohol verwenden. Gegen einen solchen Vorwurf würden Sie sich mit Recht wehren. Wie wollten Sie allerdings beweisen, daß es nicht das Kindergeld ist, mit dem Sie ihre Flasche Wein bezahlen?
Zurück zur Elfenbeinküste und zu den Fakten: Richtig ist, daß 31,9 Millionen DM aus Mitteln der deutschen Entwicklungszusammenarbeit für ein Vorhaben der landwirtschaftlichen Strukturanpassung in der Republik Côte d'Ivoire in Zusammenwirken mit der Weltbank, Frankreich und der Afrikanischen Entwicklungsbank an die ivorische Partnerregierung ausgezahlt wurden. Programmziele waren wirtschaftliche Reformen und Effizienzverbesserung im Landwirtschaftssektor. Die von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer im Auftrag der Weltbank durchgeführte Verwendungsprüfung hat ergeben, daß der Mitteltransfer ordnungsgemäß verlief.
Aufgrund des Charakters solcher Anpassungsfinanzierungen ist, wie bei dem von mir skizzierten Beispiel Kindergeld, eine weitergehende, detaillierte Kontrolle der Mittelverwendung im ivorischen Haushalt nicht möglich. Wolfgang Kanera,
Pressesprecher des Bundesmini-
steriums für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen