KunstMode, kein Modezirkus

■ Das Duo „König Maibach“ verweigert sich dem üblichen Modezirkus. Statt dessen verflüchtigt es Mode und Kunst im Party-Happening. Das kreative Doppel über seine Arbeit und die Konfliktherde

Die Modedesignerin Ele König und der bildende Künstler Peter Maibach sind ein Team, und das nicht nur im Privatleben. Im April vor drei Jahren sind sie das erste Mal gemeinsam unter dem Pseudonym „König Maibach“ an die Öffentlichkeit getreten. Gattungsübergreifendes Arbeiten nennt man das, was die beiden betreiben; denn König Maibach steht gleichzeitig für eine Präsentation von Kunst und Mode, die sich gegenseitig inszenieren. So geschehen erst im vergangenen Monat bei ihrer Ausstellungsshow „Las Berlinas“ im Boudoir: Glamourös angekitschte 70er Mode vor einer Kulisse aus Kunstwerken, die Peepshows simulieren. Reizüberflutend angereichert wurde das Ganze mit einer improvisierten Moderation von Ades Zabel, zwei DJs und diversen anderen Gästen.

Die Zusammenarbeit von Ele König und Peter Maibach läuft anders, als man es von anderen Teams wie zum Beispiel dem Modedesigner-Duo Next G.U.R.U. Now kennt. Bei König Maibach gibt es keine klare Aufgabenteilung: Er ist für alles zuständig, was mit der Kunst zu tun hat, sie für das Entwerfen der Kollektionen. Gemeinsam geplant werden lediglich das Thema der Veranstaltung und das Setting. Bei der Präsentation der „Las Berlinas“- Kollektion auf der letzten AVE- Modemesse hat sie die Kleidung entworfen, er hingegen die künstlerische Ausgestaltung der Verkaufsstands. Doch daß es hin und wieder zu Konflikten kommt, liegt auf der Hand. „Die gehen in der Regel wohl von mir aus“, gibt Maibach direkt zu. Er ist der deutlich extrovertiertere Part des Teams und war es schon immer gewohnt, mit seiner Kunst im Mittelpunkt zu stehen, sich in Szene zu setzen – sich eben offensiv als Künstler zu geben. „Er hat sogar schon lange, bevor wir zusammengearbeitet haben, einfach meinen Namen annektiert und sich ,König‘ Maibach genannt.“ Obendrein fällt es ihm zuweilen schwer, sich an die abgesprochene Aufgabenteilung zu halten, gerne mal redet er ihr ins Geschäft. „Kunst ist nun mal kompromißloser und freier“, wirft Ele König ganz locker dahin, „mir würde es im Traum nicht einfallen, ihm zu sagen, wie er zu malen hat.“

Es ist fast überflüssig zu erwähnen, daß eine Modenschau von König Maibach nicht das ist, was man normalerweise unter einer Laufstegpräsentation versteht. Die neuesten Kollektionen entstehen in der Regel nur für bestimmte Projekte wie Partys, Ausstellungen und andere Performances. Denn der „normale Modezirkus“ mit gutgebauten Models, die nur den Catwalk auf und ab schlendern, reicht bei weitem nicht aus, um ihr kreatives Potential als Modemacherin auszuschöfpen. Der Künstler Maibach sieht das genauso: „In einer Galerie wirkt meine Kunst natürlich ganz anders, vom Alltag isoliert eben. Unsere Kunst wird dagegen vom Leben getragen.“ Wobei sich das Leben der beiden Nachteulen nicht unwesentlich in den Clubs abspielt. An den Orten eben, an denen sich ihr Publikum herumtreibt und wo auch viele seiner Bilder präsent sind. Wie beispielsweise das überdimensionale Leuchtbild über dem Eingang im E-Werk.

Maibach betrieb diese Art der Underground-Präsentation schon lange bevor er sich mit seiner Gefährtin zusammentat. Noch in den Zeiten vor der mittlerweile legendären Radiobar der Künstler um Jim Avignon gab es derartige Kunst-Party-Veranstaltungen für eine Nacht.

Im Sommer 92 organisierte ein weiter Künstlerkreis die sogenannte Bunk-Bar „Sommer Hot Shot“ in einer Wohnung in der Goltzstraße. „Kunst im 48-Stunden-Takt“ lautete das kraftaufwendige Happening. Über fünf Wochen lang wurden alle zwei Tage die alten Bilder abgehängt und wurde eine neue Ausstellung konzipiert. Natürlich sind Maibachs Werke wie auch seine umhäkelten Alltagsgegenstände stets bei Jim Avignons Radiobar mit von der Partie. Maibach: „Es ist immer wieder toll, gemeinsam mit Freunden auszustellen und gleichzeitig Partys zu feiern.“

Und was steht als nächstes an? Peter Maibach hat natürlich schon eine Idee: „Am liebsten würden wir gerne mal eine völlig normale Modenschau Unter den Linden veranstalten. Nur müßte der Catwalk dann mindestens einen Kilometer lang sein.“ Kirsten Niemann