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Arbeiter zahlen mehr als Chefs

Eine Untersuchung des WSI-Instituts belegt: Die Einkommensschere zwischen Selbständigen und ArbeitnehmerInnen geht weiter auf  ■ Von Barbara Dribbusch

Berlin (taz) – Wer Unternehmer ist, hat's immer noch am besten in Deutschland. Nach dem neuesten Verteilungsbericht des DGB-nahen Forschungsinstituts WSI hat sich die Gewinn- und Geschäftslage der Firmen wieder erheblich gebessert. Die Einkommen in Selbständigenhaushalten und ArbeitnehmerInnenhaushalten drifteten daher zunehmend auseinander, stellt WSI-Referent Claus Schäfer fest.

Um netto 18 Prozent stiegen die Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen im ersten Halbjahr 1995 im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr. Damit setzte sich die positive Tendenz von 1994 fort. 1993 waren die gesamtdeutschen Netto-Unternehmereinkommen dagegen erstmalig seit vielen Jahren um 1,4 Prozent abgesackt, was die Arbeitgeber sofort lauthals als „Einbruch“ beklagten.

Die Gewinne sind auch deswegen wieder klammheimlich gestiegen, weil sich immer mehr mit Steuern und Abschreibungen tricksen läßt. Die sogenannte fiskalische Belastungsquote ist in den Selbständigenhaushalten Westdeutschlands von 1982 bis 1993 nämlich deutlich von einst 28 auf 20 Prozent gesunken. Diese Belastungsquote erhält man, wenn man Steuern und Sozialabgaben zusammenrechnet und davon dann staatliche Zuschüsse und Subventionen abzieht. In Angestelltenhaushalten stieg die Quote im selben Zeitraum hingegen von 26 auf 28 Prozent, in Arbeiterhaushalten von 22 auf 24 Prozent, wie die ForscherInnen ausgerechnet haben. Nichtselbständige haben damit inzwischen eine weitaus höhere Belastungsquote als diejenigen, die auf Chefsesseln sitzen.

ArbeitnehmerInnen in Westdeutschland mußten im ersten Halbjahr 1995 mit den gleichen Einkommen leben wie im entsprechenden Vorjahreszeitraum. 1994 waren die Nettogehälter im Vergleich zum Vorjahr sogar um 0,1 Prozent gesunken. Die positiven Tendenzen der frühen neunziger Jahre wurden damit wieder umgedreht. UnternehmerInnen haben wieder die besseren Karten – wenn sie erfolgreich sind.

Allein die legalen steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten seien bei einem Selbständigen erheblich größer als bei einem Arbeitnehmer mit dem gleichen Bruttoeinkommen, resümiert Wirtschaftsexperte Schäfer. „Diese Schere wird verstärkt durch illegale Gestaltung.“

Seit Jahren sinken nämlich bemerkenswerterweise die offiziell deklarierten zu versteuernden „Residualeinkommen“ der Selbständigen.

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