: Die Bremer Kinotaz... ...alle Filme, alle Termine
2. Festival der Animationen Animationsfilme aus ganz Europa, u.a. der beim Trickfilmfest Zürich preisgekrönte „Picos Traum“ von Rico Grünenfelder und der slowenische Beitrag „Out of memory“ von Mirko Simic. Schauburg
Ace Ventura - Jetzt wird's wild USA 1995, R: Steve Oedekerk, D: Jim Carrey
„Jim Carrey zieht nun aber auch jeden Gag aus seinem Komödien-Witzkoffer - und natürlich einige aus seiner Nase -, aber der Film rast vorbei und läuft einfach aus. In seinem zweiten Abenteuer wird der Haustierdetektiv aus seiner simplen Umwelt in Florida herausgenommen und in eine Kulisse verpflanzt, die einfach zu grandios für diese Figur ist. In Afrika muß er die heilige weiße Fledermaus finden, sonst droht der Stamm der Wachootoo mit Stammeskriegen. Carreys Opfer - Wilderer, Pferdeschinder und Pelzträger - sind vielversprechend, aber er macht erstaunlich wenig aus diesem Potential. “ (World Premiere) UFA-Stern, UT-Kino
Apollo 13 USA 1995, R: Ron Howard, D: Tom Hanks, Bill Paxton, Kevon Bacon
„Was diese Geschehnisse so packend macht, ist das menschliche Element: die Art wie es den Menschen gelingt, sich zu kontrollieren, wie sie improvisieren, die Tatsache, daß sie niemals aufgaben und die Art, in der sie ganz uneigennützig zusammenarbeiteten. Ein Satz des Schriftstellers William Dean Howell erklärt den phänomenalen Erfolg des Films in den USA: Was das amerikanische Publikum will, ist eine Tragödie mit einem glücklichen Ende.“ (Observer) Ufa-Stern, UT-Kinocenter
Bobo und die Hasenbande D/Ungarn/USA 1993-95, R: Jenö Koltai, Tibor Hernadi
Der junge Hund Bobo wird einfach ausgesetzt, findet aber ziemlich schnell sechs gute Freunde. Und so überstehen Bobo und die Hasenbande gemeinsam den Angriff eines Habichts, die Ballerei von Wilderern und ein lebensgefährliches Hochwasser. (tip)Atlantis
Braveheart USA 1995, R: Mel Gibson, D: Mel Gibson, Sophie Marceau
„Mel Gibsons brilliante Idee ist es, die epischen Qualitäten des Stoffes voll auszuspielen (tragische Romanze, übermenschlicher Heldenmut, verschwenderische Aufnahmen und Tausende von Statisten) und all dem einen schwungvollen, zeitgenössischen Kick zu geben. „Braveheart“ ist auch ein explosiver Actionfilm. So sollte man ihn erst gar nicht mit dem farblosen „Rob Roy“ vergleichen, sondern mit „Stirb Langsam“ (New York Times) Ufa-Stern
Die Brücken am Fluß USA 1995, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Meryl Streep
„Dies ist Eastwoods endgültiger Bruch mit dem Traum vom unverwundbaren Tough Guy. Und mehr als das: Hier hat der Regisseur tatsächlich seinen ersten Frauenfilm gedreht. Ein altmodisches Kammerspiel, einen Film, der nicht mehr als eine einfache Geschichte von zwei Menschen erzählen will. Denn die Welt der Menschen, das hat Eastwood irgendwann begriffen, ist viel aufregender als die Welt der Mythen. Wahre Helden sterben alt.“ (Der Spiegel) Ufa-Palast
Carrington GB/F 1995, R: Christopher Hampton, D: Emma Thompson, Jonathan Pryce u.a.
Der Film orientiert sich am Leben der englischen Malerin Dora Carrington (gespielt von Emma Thompson), deren androgyner Ausstrahlung in der Londoner Bohème zwischen 1915 und 1932 Scharen von Männern verfielen. Mit 21 begegnet die mehrfach ausgezeichnete Malerei-Studentin auf dem Landsitz von Virginia Woolf dem schwulen Dichter Lytton Strachey (grandios dargestellt von Jonathan Pryce). Berührend an dieser Erstlings-Regiearbeit Christopher Hamptons (Drehbuch-Oscar für Frears' „Gefährliche Liebschaften“) ist eine engagierte Charakterisierung von Liebe und gegenseitiger Verfallenheit, die nicht unbedingt an Begehren gebunden ist – was die Betroffenen hier teils zum Wahnsinn treibt, teils befreit und bereichert. (epd film)Ufa-Palast, Cinema
Casper USA 1995, R: Brad Silberling, D: Christina Ricci, Eric Idle
„Casper ist ein Mischmasch aus Live-Action und Animation, ein extravagantes Märchen mit all den ausgefallenen Tricks, die in „Jurassic Park“ und „Roger Rabbit“ entwickelt wurden. Dennoch ist dieser synthetische Kinderfilm nicht ohne Charme. Er ist so schön kurzlebig wie eine Seifenblase, so süß und wunderbar wie eine riesige Portion Zuckerwatte.“ (epd-Film) Schauburg
Clerks USA 1994, R: Kevin Smith, D: Brian O'Halloran, Jeff Anderson u.a.
„Clerks“ ist ganz im tristen Hier und Jetzt mit der Beobachtung kleinstädtischer Realität beschäftigt, auch wenn diese, wie man so schön sagt, parodistisch überzeichnet wird. Das riecht nach Authentizität und endet in sympathischem Dilettantismus. Für „Clerks“, der einen Großteil seiner Faszination aus der unsauberen Oberfläche und der rüden Eleganz der Darstellung zieht, gilt der erste Kommentar von Smiths Mutter: „Für diesen Müll hast du an die 27.000 Dollar ausgegeben?“ (taz)Cinema
Clueless – was sonst USA 1995, R: Amy Heckerling, D: Alicia Silverstone, Stacey Dash
„Der Film ist oberflächlich und schämt sich nicht dafür. Die Kamera erliegt den gleichen Verführungen wie die jugendlichen Helden. Die Inszenierung feiert den Schimmer teurer Kleider, den Glanz polierter Schuhe, und für schöne Gesichter hat sie ohnehin einen Sinn. In „Clueless“ sehen Chanel-Kostüme so unschuldig aus wie selten zuvor, und auch für deren Trägerinnen gilt, bis zum Beweis des Gegenteils, die Unschuldsvermutung.“ (Der Spiegel) Ufa-Stern
Desperado USA 1995, R: Robert Rodriguez, D: Antonio Banderas, Salma Hayek, Quentin Tarantino
„Rodriguez konzentriert sich hier ganz auf die extrem blutigen Schießereien (die Zahl der Leichen läßt selbst John Woo alt aussehen) und den makaber komischen Unterton, der den vielen sich ähnelnden Szenen dann doch erstaunlich viel Witz gibt. Der Film ist natürlich reiner Unsinn, aber man kann viel Spaß haben an den Auftritten von Banderas, Hayek und Tarantino.“ (Time Out) City
Dolores USA 1995, R: Taylor Hackford, D: Kathy Bates, Jennifer Jason Leigh
„Die Vorlage des Films, verfaßt von Stephen King, besteht aus einem einem Endlos-Monolog der barschen Haushälterin Dolores, die verdächtigt wird, ihre tyrannische Chefin umgebracht zu haben. Um diese Tour de Force durch ihre Erinnerungen aus Angst, Ausbeutung und Mißbrauch zu bebildern, behilft sich der Film ausgerechnet mit melodramatischem Exzeß: die Flashbacks sind bonbonfarben, der Soundtrack klingt bombastisch. Aber die Hauptdarstellerinnen Bates und Leigh wissen genau, daß das Melodram schon immer das einzige Genre war, das kleine, private Frauendramen zu großen, pathetischen Geschichten emporwuchtete. Die trivialliterarische Antiheldin Dolores gewinnt bei Bates, der schon ihr erster Stephen-King-Part in „Misery“ einen Oscar eingebracht hat, das Format einer antiken Rachegöttin.“ (Der Spiegel) Schauburg, UFA-Stern
Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski
„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene. Mit viel Ideenreichtum, ungebremstem Witz und rührenden Versöhnungsszenen läßt er die Sau raus und schildert quicklebendig den Aufstieg des Schweinchens zum Star bei Vier- und Zweibeinern. .“ (Bremer) Ufa-Palast, UT-Kino, Muwi (OL)
Ein Winternachtstraum GB 1995, R: Kenneth Branagh, D: Michael Maloney, Richard Briers u.a.
Für Weihnachten entschließt sich der arbeitslose Schauspieler Joe Harper, „Hamlet“ zu inszenieren. Mit wenig Geld und seiner Agentin Margaretta stellt er eine Truppe aus sechs Schauspielern zusammen, die die 24 Rollen des Stückes verkörpern sollen, wobei er die des Dänenprinzen für sich selbst reserviert. Drei Wochen lang richtet sich die Truppe, heimgesucht von einer unwiderstehlichen Bühnenbildenerin und der Schwester von Joe, in einer entwidmeten Kirche ein, um dort zu leben und zu proben. Branagh hat ein Thema gewählt, das er meisterlich beherrscht – das Theater, Theaterschauspieler, den „Hamlet“, Schauspieler, die Hamlet spielen wollen –, und sich seiner gescheiterten Anfänge auf der Bühne erinner – die Beobachtung der Verhaltensweisen dieser bizarren Schauspieler-Fauna wimmelt nur so von reizenden Details. Branagh sucht nicht Innovation um jeden Preis, sondern einfache Freuden und Rezepte, die ihre Wirkung schon bewiesen haben. (Première) Schauburg
Hallo, Mr. President USA 1995, R: Rob Reiner, D: Michael Douglas, Annete Bening, Michael J. Fox
„Was macht der Mann im weißen Haus, wenn er sich in eine Frau verliebt ? Und wie verhält er sich, wenn diese Lieben zu einer Staatskrise führt ? Rob Reiners satirische Filmkomödie mit Michael Douglas und Annette Benig beantwortet diese Frage mit eleganter Ironie. Seine Komödie erinnert in ihren besten Momenten an die ironischen Sozialfabeln eines Frank Capra (Mr.Deeds geht in die Stadt“) und verbreitet dabei eine entspannte Atmosphäre. Die brillianten Darsteller machen den Film zum sicheren Oscar-Favoriten für das kommende Jahr.“ (TV-Spielfilm) UT-Kino, City, Europa
Der Indianer im Küchenschrank USA 1995, R: Frank Oz, D: Hal Scardino, Litefoot
„Wer glaubt, Regisseur Frank Oz wolle in diesem Film mehr bieten als beeindruckenden Effektzauber, der sieht sich enttäuscht. Vielleicht mangelt es am Thema, - ein Neunjähriger kann mit Hilfe eines mysteriösen alten Küchenschranks seine zentimetergroßen Plastikfiguren zum Leben erwecken, - aber auch schlichtweg an Komplexität, über die ein Genreklassiker wie „The Incredible Shrinking Man“ verfügt. Zweifellos werden die Altersgenoßen des jungen Helden mit leuchtenden Augen vor der Leinwand sitzen, wenn der winzige Indianer und der ebenso kleine Cowboy im Kinderzimer ihr Duell austragen. Doch darf bezweifelt werden, ob der Cineasten-Nachwuchs bei der Stange bleibt, wenn dem Film nach seiner eindrucksvollen Exposition bald die Luft ausgeht und er fortan nichts mehr zu erzählen hat.“ (epd-Film) UFA-Palast, UT-Kinocenter
Kids USA 1995, R: Larry Clark, D: Leo Fitzpatrick, Justin Pierce
„Ein hinterlistig freundlicher Titel für einen schockierenden Film: „Kids“ beschreibt 24 Stunden aus dem Leben einer Gruppe von New Yorker Teenagern. Underground-Fotograf Larry Clark hat seinen Film mit Darstellern aus der Skateboard-Szene von Manhattan nach dem Drehbuch eines 19jährigen realisiert. Sein Film ist so authentisch und kenntnisreich geschrieben wie hinreißend gespielt und fotografiert. Ein Happy-End ist im Preis freilich nicht inbegriffen.“ (tip) Ufa-Stern, UT-Kinocenter
Die kleinen Strolche sind zurück USA 1922-27, R: Robert F. McGowan, D: Mickey Daniels, Jackie Condon, Farina Hoskins
Ein wilder Haufen Kinde, der jedliche Ordnung der Erwachsenenwelt in Sekundenschnelle in Chaos verwandelt. Dieses einfache und ewig gültige Rezept für Slapstickfilme hat Produzent Hal Roach schon in der Stummfilmzeit entwickelt. Seine Serie von Kurzfilme mit den kleinen Strolchen wurde damals ein so großer Erfolg, daß er bis 1942 insgesammt 221 Folgen produzierte. In Deutschland liefen die „Kleinen Strolche“ in den 60er Jahren im Fernsehen, und Farina, Mary, Mike und Joe waren unter Kindern mindestens ebenso beliebt wie später Ernie, Bert und Kermit. Im Hollywood von heute ist Kevin ein später Enkel. In diesem Programm sind einige ihrer wildesten Kurzfilme zu sehen. (hip) Gondel
Little Panda USA 1995, R: Christopher Cain, D: Ryan Slater, Yi Ding
Der alljährliche Tierfilm zur Weihnachtszeit handelt diesmal von einem tapferen, kleinen Pandabären, der in einem Naturpark lebt, von Wilddieben gefangen wird und mit dem 10jährigen Ryan viele Abenteuer besteht. Die Hollywoodproduktion wurde in den Bergwäldern Chinas unter Aufsicht chinesischer Experten „vollkommen artgerecht“ gedreht und ist auch ein politisch höchst korrekter Werbefilm für den „World Wide Fund for Nature“. UT-Kinocenter
Madame X – eine absolute Herscherin Deutschland 1978, R: Ulrike Ottinger, D: Tabea Blumenschein, Roswitha Janz u.a.
Eine bunte, aber repräsentative Gruppe Frauen folgt dem Ruf einer geheimnisvollen Herrscherin des Chinesischen Meeres nach Gold, Liebe, Abenteuer und Selbstverwirklichung. Ottingers überlanger Film ist eine grotesk-phantastische Allegorie aus feministischer Grundhaltung, die Kritik an der Praxis der neuen Frauenbewegung übt und ein Programm befreiter Frauen zu entwerfen sucht. Bestechend: die Collagetechnik. (Internat. Filmlexikon) Kino 46 (Vorstellung am 18.12. nur für Frauen)
Michel muß mehr Männchen machen Schweden 1971-73, R: Olle Hellbom, D: Jan Ohlsson, Lena Wisborg u.a.
Leicht inszenierter, lustiger Film über Kindheitserlebnisse und -streiche des kleinen Michel (Teil 3). Der Dreiteiler nach einem Buch von Astrid Lindgren gibt sich rein unterhaltend und ohne Tiefgang. Gefällige Unterhaltung für Kinder. (Internat. Filmlexikon) Schauburg
Middle of the Moment Deutschland/Schweiz 1992-94, R: Nicolas Humbert, Werner Penzel, D: Robert Lax, Sandra M'bow u.a.
„Middle of the Moment“ zeigt in poetischen, schwarz-weißem Bildern Nomadentum in seiner ältesten noch existierenden Form und einer modernen Variante: die Touareg in der südlichen Sahara und Artisten des französischen „Cirque O. Humbert/Penzel sind unverbesserliche Romantiker, sie zeigen das Nomadendasein als Utopie. (tip) Kino 46
Nackt GB 1993, R: Mike Leigh, D: David Thewlis, Katrin Cartlidge u.a.
Johnny (David Thewlis) ist auf dem Tiefpunkt seines Lebens angelangt und auf dem Zenit des Sarkasmus. Immer auf der Straße, gleichermaßen Anfeindungen, Bösartigkeiten einsteckend wie austeilend, hat der hagere, abgewrackte junge Mann mit dem ungepflegten Bart keine Chance auf ein bürgerliches Leben. Das will er auch gar nicht. Da ist seine nihilistische Haltung vor, seine giftigen Zitate und Dogmen, mit denen er haßerfüllt seine Umgebung beliefert – ob die will oder nicht. Mike Leigh hat einen Antihelden zur Hauptfigur seiner großartigen filmischen Odyssee durch das vorwiegend nächtliche London gemacht. Kein Problem, als Zuschauer mit Johnny auf den Hund zu kommen, so intensiv haßt man mit – und kann dem genialen Zyniker doch nicht jede Sympathie verweigern. (Mu)Kino 46
Nico-Icon Deutschland 1994, R: Susanne Ofteringer
„Der Film nähert sich dem Mythos Nico auf eine komplexe Art: er hält ihn aufrecht und untergräbt ihn zugleich. Er erzählt auch detailliert von ihren Geliebten, von Lou Reed, Jim Morrison und Philippe Garrel. Und er berichtet von den dunklen Seiten ihres Lebens, von ihrem Sohn Ari, den sie selbst mit Heroin bekannt machte, von den Auseinandersetzungen unter Drogen. Auch der Rhythmus dieser Zeit spiegelt sich in „Nico-Icon“. Obwohl er einigermaßen chronologisch dem Leben der Sängerin folgt, ist er doch alles andere als ein kreuzbraver Dokumentarfilm, der Interview an Interview hängt. Mit der Musik von Velvet Underground beginnt der Film und er endet mit einer Ballade von John Cale. Nur ein Mann, ein Flügel und die Musik: eine schönere Schlußeinstellung für einen Film über eine Musikerin und eine bewegendere Hommage an eine Tote läßt sich wohl kaum vorstellen.“ (epd-Film) Schauburg
Nightmare before Christmas USA 1992-94, R: Henry Selick
Ein mit viel Liebe zum abscheulichen Detail, wundervoll bösartigen Szenen und mitreißender Musik inszenierter Puppentrickfilm. Bob Skellington, ein spindeldürrer, langbeiniger Knochenmann im zerfetzten Nadelstreifenanzug, ist nicht nur Kürbiskönig, sondern auch anerkannter Meister der Unterhaltung. Jedes Jahr bescheren seine Einfälle den Bewohnern von Halloweentown eine wunderbare Schreckensnacht. Doch Jack ist unglücklich und beschließt darum, dieses Jahr die Weihnachtsfeier auszurichten, was naturgemäß in einer Katastrophe endet. (tip) Gondel, Modernes
Nine Months USA 1995, R: Chris Columbus, D: Hugh Grant, Julianne Moore
„Sam und Rebecca sind das, was man in den Achtzigern „Dinks“ nannte: Vertreter des brieftaschenstarken „Double-Income-No-Kids“-Lebensstils. Solche Baby-Verweigerer bekehrt Hollywood derzeit gerne wieder zu den wahren Werten des Lebens: Rebecca wird schwanger. Der entsetzte Sam muß – unter heftigstem Augenrollen, Stottern und Herumgefuchtel – lernen, die Vaterschaft als wahre Berufung zu begreifen. Daß der aufstrebende Star Grant ausgerechnet kurz vor dem US-Start dieser kruden pränatalen Gag-Fabel mit einer Dame vom Gewerbe auffiel, nährte den Verdacht, die orale Affäre sei als PR-Trick eingefädelt.“ (Der Spiegel) Ufa-Palast, UT-Kinocenter
Nur über meine Leiche Deutschland 1995, R: Rainer Matsutani, D: Katja Riemann, Udo Klier
„Regisseur Matsuiani zieht sämtliche Register in seiner Fantasy-Komödie. Dazu kommen ein rabenschwarzer Grundton, gehässige Dialoge, pointensichers Timing und eine hervorragende Schauspielerriege. Eine erfrischend andere Komödie im deutschen Beziehungskomödien-Einerlei.“ (tip) Modernes, Lindenhoflichtspiele
Peterchens Mondfahrt Deutschland 1987, R: Wolfgang Urchs
Peterchen und seine Schwester Anneliese fliegen mit dem fünfbeinigen Maikäfer Sumsemann auf den Mond, um dort dessen seit Generationen „verlorenes“ sechstes Bein zurückzuholen. Auf Kinder im Märchenalter zugeschnittenes, spannendes und humoriges Zeichentrickfilm-Abenteuer. (Internat. Filmlexikon) Ufa-Palast
Pocahontas USA 1995, R: Mike Gabriel, Eric Goldberg
„Pocahontas ist so politisch korrekt wie Müsli-Kekse. Seine indianische Heldin ist groß, muskulös und anmutig, kann durch Stromschnellen steuern wie Meryl Streep in „Am wilden Fluß“ und hat ein Gesicht, bei dem die Zeichner peinlich genau jeden karikaturistischen Ansatz vermieden haben.“ (Sight and Sound) Europa, City und Ufa-Palast (OF), Lindenhof Lichtspiele
Der Postmann Italien 1994, R: Michael Radford, D: Massimo Troisi, Philippe Noiret
„Das letze Wunschprojekt, für das der Schauspieler Massimo Toisi mit dem Leben bezahlt hat: Statt sich für eine geplante, längst überfällige Herztransplatation bereitzuhalten, stürzte er sich mit all seiner schwindenen Kraft in diese Rolle. Er starb, 41jährig, einen Tag nach Beendigung der Dreharbeiten. „Il Postino“ ist die Geschichte eines schüchternen Aushilfsbriefträgers auf einer kleinen süditalienischen Insel, der sich Anfang der fünfziger Jahre mit dem dort als Exilant lebenden chilenischen Dichter Pablo Neruda anfreundet und mit dessen Hilfe durch lyrische Werbung seine Traumfrau gewinnt. Dem Regiseur Michael Radford ist ein wunderbar altmodisches, feinfühliges Rührstück gelungen. Abschiedsgala eines großen Komödianten vor dem Widerschein des Todes: die Liebe, das ist mehr als die Liebe. In Hollywood ist davon die Rede, Troisi posthum für den nächsten Oscar zu nominieren.“ (Der Spiegel) Gondel
Der Prinz und der Prügelknabe“ USA/GB/Deutschland 1994, R: Syd Macartney, D: Truan Munro, Nic Knight u.a.
Der Sohn aus einem Königshaus irgendwann im 18. Jahrhundert ist ein Ekelpaket. Die Folgen seiner Streiche muß Prügelknabe Tommi ausbaden. Das königliche Original und sein Ersatzmann werden durch eine abenteuerliche Entführung zu Freunden. Und alles wird gut, wie eben in einem Märchen üblich. (tip) Kino 46
Pulp Fiction USA 1994, R: Quentin Tarantino, D: John Travolta, Bruce Willis, Harvey Keitel
„Daß da ausgerechnet Quentin Tarantino ein laxer und gefährlicher Umgang mit Gewalt vorgeworfen wird, ist absurd: Von Oliver Stones dumpf gespreizter, schockgeiler und schmierig-koketter Verhunzung des Tarantino-Drehbuchs „Natural Born Killer“ trennen „Pulp Fiction“ Welten.“ (Thomas Klingenmeier) Studio, Muwi-Filmkunst
Quadrophenia GB 1978, R: Franc Roddam, D: Phil Daniels, Toyah Willcox, Sting u.a.
Inspiriert von dem gleichnamigen Rockkonzeptalbum der britischen Gruppe „The Who“, erzählt der Film eine Geschichte aus der jugendlichen Subkultur der frühen 60er Jahre. Dank guter Darsteller und schwungvoller Regie ein bemerkenswertes Generationsporträt ohne falschen nostalgischen Glamour. Allerdings identifiziert sich die Inszenierung weitgehend mit der Perspektive des Helden, so daß der Blick kaum einmal unter die Oberfläche der sozialen Phänomene dringen kann. (Internat. Filmlexikon) Kino 46
Santa Clause – eine schöne Bescherung USA 1995, R: John Pasquin , D: Tim Allen
„Der Weihnachtsmann-Vertrag tritt in Kraft, wenn ein Sterblicher das Outfit des originalen Santa Claus anzieht. Was Solo-Papi Scott tut, als der amtliche Bartträger am Weihnachtsabend vom Dach fällt. Kaum hat er die rote Zipfelmütze übergestülpt, findet er sich auch schon am Nordpol wieder.“ (Silke Schütze) UT-Kinocenter
Shanghai Serenade China/F 1995, R: Zhang Yimou, D: Gong Li, Bao Tian u.a.
Ein Bauernjunge erhält durch Vermittlung seines Onkels eine Anstellung als Kammerdiener bei der kapriziösen Konkubine des mächtigsten Gangsterbosses im Shanghai der 30er Jahre. Er wird Augenzeuge von Dolce vita und verbotener Begierde, von Machtmißbrauch und Mißgeschick, von Verrat, Tod und Hochmut, der vor dem Fall kommt. Zhang verzichtet in seinem brillant gestalteten Drama auf Action und explizite Gewaltdarstellungen. Intrigen und Bandenkriege finden außerhalb der Szene statt – nur vage wahrnehmbar für den naiven Lakaien vom Land, dessen subjektive Sichtweise die Kamera übernimmt. (tip) Atlantis
Sieben USA 1995, R: David Fincher, D: Morgan Freeman, Brad Pitt
„Dieser gruselige Detektiv-Thriller über einen Serienkiller, der Menschen umbringt, die die sieben Todsünden in besonders unverfrorender Art und Weise begehen, ist eine unappetitliche Mischung aus den gängigen Formeln des Genres und unmäßiger Gehässigkeit. Aber obwohl er leicht eklig wirkt und bestimmt keinen Platz in der Filmgeschichte einnehmen wird, ist er doch erstaunlich gut konstruiert. Auf der Habenseite hat er auch die anmutige Präsenz von Morgan Freeman, der seine Rolle meisterlich ausfüllt und sogar seinen Kollegen Brad Pitt eindrucksvoll wirken läßt. Ansonsten ist der Film vor allem durch Finchers Regie erträglich. Er hat ein Talent dafür, langsam eine Bedrohung anschwellen zu lassen und läßt den Schauspielern Raum, um ihre Figuren mit bedeutsamen Pausen, kleinen Gesten und komischen Details interessant zu machen.“ (World Premiere) City, UT-Kino
Smoke USA 1994, R: Wayne Wang, D: William Hurt, Harvey Keitel
„Der geheime Zauber und die Wahrhaftigkeit des Films haben damit zu tun, daß die Figuren, so sehr sie auch ihre Schuld und Trauer empfinden, gerade nicht in einer Sphäre von Anklage und Selbstmitleid versinken. Gegen Schluß des Films mußte ich immer öfter daran denken, daß „Smoke“ eigentlich die ideale Geschichte für Wim Wenders wäre. Aber die Figuren in „Smoke“ haben eine dramatische Dichte, die Wenders Figuren selten erreichen, und vor allem haben sie eine selbstverständlichere Kraft, dem Bann der Selbstbetrauerung zu entkommen.“ (epd-film) Atelier und Apollo (WHV)
Species USA 1995, R: Roger Donaldson, D: Ben Kingsley, Michael Madsen
„Die Kreatur, um die sich alles in diesem Film dreht, ist das Ergebnis von einem dieser gewagten wissenschaftlichen Experimente, die im Kino ja regelmäßig schiefgehen. „Species“ ist wohl das Beste für Leute, die sich bei einem Horrorfilm dann doch nicht allzu sehr gruseln wollen.“ (New York Times)Ufa-Stern
Stadtgespräch Deutschland 1995, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Kai Wiesinger
„Kaufmanns Komödie der Irrungen und Wirrungen versucht es auf die todsichere Tour: ein bißchen Riemann, ein bißchen Wiesinger, eine Prise Singlefrust, etwas schwule Romantik und ein paar krachende Pointen. Obwohl das Rezept nicht ganz aufging, kann der Film dennoch munden.“ (tip) Cinema, Ufa-Palast und Apollo (WHV)
To Die For USA 1995, R: Gus Van Sant, D: Nicole Kidman, Matt Dillon
„Die Botschaft von „To Die For“, daß die Medien und besonders das Fernsehen bei allen öffentlchen Vorkommnissen drohen, den Gang der Dinge selbst zu beeinflussen und zu beherrschen, ähnelt der von „Natural Born Killers.“ Aber während Stone uns seine Argumente gnadenlos einhämmert und dabei all die Sünden selbst begeht, vor denen er zu warnen vorgibt, springt Van Sants Film spielerisch über das gleiche Territorium und hält die Satire dabei leichtgewichtig und tödlich. Mit Van Sants eigenwilligem visuellem Flair, der durch das scharfsinnige Drehbuch von Buck Henry gezügelt wird, ist dies eindeutig seine beste Arbeit seit „Drugstore Cowboy“ und versöhnt für die chaotische Launenhaftigkeit von „Even Cowgirls get the Blues." (Sight and Sound) Schauburg, Casablanca (OL)
Der Totmacher Deutschland 1995, R: Romuald Karmakar, D: Götz George, Jürgen Hentsch
„Der Fall des Hannoveraner Kaufmanns Günther Fritz Haarmann, der 1924 unter Anklage stand, mehr als zwanzig junge Männer umgebracht und zerstückelt zu haben, hielt die Weimarer Republik in Atem. Karmakar und sein Ko-Autor Michael Farrin haben aus dem blutrünstigen Stoff ein Kammerspiel für drei Personen gemacht: den Massenmörder, den Psychiater und einen Stenografen. Die Protokolle des psychiatrischen Verhörs sind erhalten; sie dienten als Basis für ein packendes Duell in Worten und Gesten, dessen Dramaturgie keineswegs auf einen vordergründigen Thesenbeweis zielt, sondern die Komplexität des Falles und der Charaktere bewahrt. Hauptdarsteller Götz George aber zieht magisch alle Aufmerksamkeit auf sich. Bravourös spielt er zugleich den Schelm und das Ungeheuer, die Unschuld und den Teufel.“ (tip) Casablanca (OL),Filmstudio
T-Rex USA 1995, R: Jonathan Betuel, D: Whoopi Goldberg, Armin Müller-Stahl u.a. Im New York der Zukunft leben Menschen und geklonte Saurier in Menschengröße Seite an Seite. Die knallharte Polizistin Katie Coltrane kriegt einen neuen Partner, den sanftmütigen Dino Theodore Rex. Das ungleiche Paar muß sich bei der Lösung eines Mordfalls zusammenraufen: Ein Dino wurde umgebracht und als unfreiwilliger Organspender ausgeweidet. (Bremer)Ufa-Stern, UT-Kino
Underground Frankreich/Deutschland/Ungarn 1995, R: Emir Kusturica
„Underground“: ein dreistündiger Parforceritt durch fünfzig Jahre Geschichte eines gebeutelten Landes, das einst Jugoslawien hieß. Wie in „Time of the Gypsies“ entwirft Kusturica ein tragikomisches Gebilde, in dem Opportunismus, Lüge und blinde Ideologie nur die andere Seite von Hoffnung, Freude und dem Willen zum Überleben darstellen.“ (Stephen Locke) Schauburg
Der Werder-Film (Teil 1) Deutschland 1995, R: Rolf Wolle
Erster Film einer Dokumentation über den SV Werder Bremen. Zeitzeugen und Sportveteranen erzählen die „Geschichte in Geschichten“. Neben vielen anderen Fußballern kommen Max Lorenz, Pico Schütz, Willi Schröder, Dragan Ilic und Uwe Seeler zu Wort. Handballerinnen erzählen von gebrochenen Schlüsselbeinen. Die Chronik beginnt mit der Vereinsgründung 1899 und endet mit dem Start der Bundesliga 1963. (hip) Kino 46
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen