: Autos zu Eiern!
■ Projektwerkstatt der TU entwickelte High-Tech-Fahrzeug
Mit seiner etwas klobigen Lenkmechanik aus Aluminiumrohren und dem gelb lackierten, kantigen Rahmen ähnelt das Gefährt einem Mondauto.
Das sogenannte IGO soll sich aber in erster Linie im Stadtverkehr beweisen: Es ist energiearm, umweltfreundlich und kann bis zu 50 Stundenkilometer schnell werden. Bei dieser Geschwindigkeit verbraucht das High-Tech-Mobil ein Zehntel der Energie, die ein Pkw verschlingen würde. Platzsparend ist es mit 2 Meter Länge, 80 Zentimeter Breite und 1 Meter 30 Höhe auch noch. Frieder Herb, einer der Väter des IGO und ein versierter Liegeradbauer, schwärmt von diesem Prototyp: „Alltagstauglich, bequem und schnell ist unser IGO. Es soll eine echte Alternative zum Auto werden. Durch die rückwärts geneigte Sitzfläche ist IGO stromlinienförmig und hat Sitzkomfort.“ Auch die Federung lasse sich so leichter bewerkstelligen.
IGO besitzt drei Räder. Die beiden vorderen lassen sich beim Lenken leicht kippen. Der Lenker ist weder mit einem Lenkrad, noch mit einem Fahrradlenker zu vergleichen: Er erinnert an zwei Skistöcke, die unabhängig voneinander nach vorn und nach hinten bewegt werden können und dadurch Kurvenradius und Neigungswinkel bestimmen. Herb, der gerade noch an der Werkbank steht und weiter an seinem IGO-Modell arbeitet, ist sich sicher, daß für die kompliziert klingende Handhabung keine Fahrschule notwendig ist, es ergebe sich alles von selbst. Durch diese Mechanik sei eine gute Kurvenlage garantiert; ansonsten wäre das Gefährt zu instabil in den Kurven.
46 Kilo bringt es auf die Waage, Herb findet das noch zu schwer für den Batterieantrieb. Der IGO- Fahrer kann es sich aussuchen, ob er sich voll und ganz auf den Elektromotor verläßt, oder ob er noch mehr Energie sparen will und dafür selbst in die Pedale tritt. Doch auch ohne Zutun kommt IGO mit der Energie, die eine Waschmaschine in einem Waschgang verbraucht, 100 Kilometer weit.
Während Herb das IGO-Modell noch erklärt, hat sich Nicolas Lewkowics dazugesellt. Die beiden, der Elektrotechnik- und der Physikstudent, sind die Initiatoren der Projektwerkstatt, an der sich schließlich fünf Studenten und acht Auszubildende beteiligt haben. Die Azubis erhalten eine Ausbildung als Industriemechaniker an der Technischen Universität. Ihr Ausbilder, Wolfgang Rose, versichert glaubhaft, daß ihnen die Mitarbeit am IGO Spaß mache. Die Studenten sind aus reiner Freude am interdisziplinären Lernen und Basteln dabei: IGO wird ihnen nicht als Studienleistung anerkennt. In nur drei Monaten hat die Projektgruppe das Fahrzeug fertiggestellt. Möglich wurde dies, weil Konstruktion und Fertigstellung parallel zueinander abgelaufen sind.
Noch ist IGO nicht wintertauglich, es fehlt die schützende Hülle. Sie wird aus Isomatten-ähnlichem PE-Schaum und Plexiglasfenstern bestehen. Der Fahrtwind soll so elegant durch kleine Schlitze geführt werden, daß die Scheiben nicht beschlagen können. Die Form wird an ein Ei erinnern und damit dem Namen des Fahrzeuges gerecht werden: „IGO leitete sich vom Englischen ab und wird entsprechend ,Ei go‘ ausgesprochen“, erklärt Nicolas. Ursula Dohme
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