: Ruanda auf den Hund gekommen
■ Ein tierisches Problem belastet die Beziehungen zu den USA
Washington (wps/taz) – Eine tragische Spätfolge des ruandischen Völkermordes, bei dem im Frühjahr 1994 über 500.000 Menschen von Hutu-Milizen getötet wurden, beschäftigt derzeit die USA. Die tragische Heldin heißt Dushenka und ist ein Hund der Rasse Rhodesian Ridgeback. Dushenka wurde im April 1994 in Ruanda zurückgelassen, als ihre Besitzerfamilie im Dienst der US- Entwicklungshilfe zu Beginn des Völkermordes evakuiert wurde.
Während zahllose Völkermordopfer in Ruanda verschollen bleiben, hält der Hund mehrere US- Kongreßabgeordnete auf Trab. Im Sommer 1994, nach der Machtergreifung der „Ruandischen Patriotischen Front“ (RPF) in Ruanda, fand der dortige US-Botschafter Dushenka wieder und gab den Hund einem RPF-Offizier. Er informierte den evakuierten Familienvater Gregory Hemphill, der sofort versuchte, Dushenka von der neuen ruandischen Armee zurückzubekommen. Ein US-Senator namens John Warner verlieh der Affäre diplomatisches Gewicht – er „rief die Armee an und sagte: Bringt diesen Hund zurück zu den Hemphills“, so ein Senatsmitarbeiter. Auch andere Parlamentarier schalteten sich ein.
Der ruandische Armeeoffizier wurde ob so viel Aufmerksamkeit hellhörig und verlangte eine Entschädigung von 1.760 US-Dollar für das verbrauchte Hundefutter. Nach einigen Verhandlungen erhielt der vermutlich reichste Hund Ruandas jetzt die Ausreisegenehmigung. Sogar eine willige Fluglinie ist schon gefunden.
Es gibt noch einige Schwierigkeiten: Dushenka braucht gültige Impfpapiere und einen nach US- Vorstellungen angemessen großen Transportkäfig. Für ein Land wie Ruanda, dessen Bevölkerung sich selber über Impfungen freuen würde und dessen Gefängniszellen enger sind als Hundekäfige, sind dies etwas ungewöhnliche Probleme. „Aber Weihnachten steht vor der Tür“, sagt Frau Hemphill. „Und da wollen die Kinder ihren Hund wiederhaben.“ D.J.
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