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Mein Lieblingsbild (3): Aranka Jendretzky, Neues Museum Weserburg

Ihr Lieblingsbild konnte sie uns leider gar nicht zeigen: Gerhard Richters „Das Liebespaar im Wald“ ist ausgeliehen zu einer Werkschau nach Israel, aber auch ihr zweitliebstes findet sich unter den Bildern des ostdeutschen Künstlers. „Konstruktion“, ein großflächiges, unglaublich dynamisches Ölbild von 1976 fasziniert die gebürtige Ungarin. „Ich mag alles, was lebt“, Leben und Erfindung ist für Frau Jendretzky sowieso das wichtigste in der Kunst. „Wissen Sie, es kommen auch viele Leute her, die sagen, das kann ich auch.“ Und was antwortet sie? „Nachmachen ist einfach, man muß es aber erfinden!“ Seit zwei Jahren arbeitet sie im Museum Weserburg, davor Jahre in der Kunsthalle, und die moderne Kunst ist ihr genauso lieb wie die alte. „Man darf heutzutage nicht so altmodisch sein.“ Auf einem Video sah sie vor Jahren Gerhard Richter bei seiner Arbeit im Atelier, er demonstrierte seine Technik, Holzbretter über dicke Schichten Ölfarbe zu ziehen und „darauf muß man erst mal kommen“, findet Frau Jendretzky. Zu ihrem Beruf als Museumswärterin kam sie bei aller Liebe zur Kunst durch Zufall. Die gebürtige Ungarin lebte nach ihrer Scheidung von einem Deutschen 15 Jahre in Bremen Nord, arbeitslos. Bis ihr das Arbeitsamt riet, näher an die Stadt zu ziehen und prompt hatte sie nach einem Jahr die ABM in der Kunsthalle. Sie sammelt die „Punkthefte“, eine Zeitschrift, die Ausstellungen aus dem Norden und Westen der Republik bespricht, „schon als Andenken“. In vier Jahren geht sie in Rente. Ansonsten aber bedauert sie sehr, so wenig mitzukriegen. Für Führungen, die sie gerne mitmachen würde, bleibt kaum Zeit, zu wenigAufsichtspersonal und wenn sie doch mal mitläuft, „dann muß ich mich immer auf die Besucher konzentrieren.“ Die wollen nämlich immer alles anfassen.

duck/Foto: Tristan Vankann

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