Gemeinsam gegen Zinsen

■ RCDS, Jusos und Grüne rufen zum Widerstand gegen Bafög-Reform auf. Ost-Studis demonstrieren

Bonn (taz) – Unerwartete Einheit gestern auf einer Pressekonferenz in Bonn. Einträchtig riefen Vertreter von RCDS, Juso-Hochschulgruppen, den Bündnisgrünen und der Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz zum Widerstand gegen den Bafög-Verzinsungsbeschluß der Regierung auf. Motto: „Reformen statt Zinsen“ – eine echte Ausbildungsreform sei erforderlich, aber nicht diese Bafög-Reform. Sie sei unsozial, und würde zum „Selektionsinstrument“ beklagte Wichard von Heyden vom RCDS. Wenn Studenten mit einem Ausgangsschuldenberg von 72.000 Mark rechnen müssen, könnten sich zu viele das Studium nicht erlauben, die „rohstoffarme Bundesrepublik darf aber nicht auf ihre Intelligenzreserve verzichten“, beklagte Josef Lang von der Rektorenkonferenz.

Unerwartet gering war allerdings der Zulauf zur anschließenden Protestkundgebung vor dem Bildungsministerium. Nur etwa 300 Teilnehmer waren dem Aufruf des StudentInnenrats Leipzig nach Bonn gefolgt. Busse kamen aus Jena, Dresden und Leipzig, aber nicht von westdeutschen Universitäten. Dies sei ein „Unikum“, beklagte Andreas Westerwinter vom StudentInnenrat Leipzig. Im Osten wäre die Mobilisierung der Studenten sehr viel größer, denn allein an Leipzigs Uni wären 43 Prozent der Studenten Bafög-Empfänger, an bundesdeutschen Unis im Durchschnitt nur 23 Prozent. Als Protestmaßnahme ist in Leipzig seit dem 13. Dezember das Bafög-Amt besetzt. Holger Kulick