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Russische Truppen greifen Bahnhof an

■ Großoffensive in Tschetschenien

Moskau/Grosny (dpa/AFP/ AP) – Bei den schweren Kämpfen um die tschetschenische Stadt Gudermes sind die russischen Truppen am Donnerstag weiter auf den Bahnhof vorgerückt. In der zweitgrößten Stadt der Kaukasusrepublik wird seit Tagen eine Gruppe russischer Soldaten von tschetschenischen Rebellen belagert. Am Mittwoch hatten russische Einheiten in einem Großangriff die Militärkommandantur befreit, in der etwa 170 Soldaten eingeschlossen waren. Dabei gab es möglicherweise mehr Opfer, als von russischer Seite angegeben. Bis zu zehn Soldaten sollen bei dem Befreiungsschlag ums Leben gekommen sein, berichtete Interfax nach unbestätigten Informationen. Nach Angaben des russischen Oberkommandos wurden zwölf Soldaten verletzt. Der Bürgermeister von Gudermes beschuldigte die russische Armee, auf flüchtende Zivilisten zu schießen. Ramsan Waschajew sagte, russische Helikopter feuerten auf die Flüchtlinge, obwohl diese weiße Flaggen schwenkten. Waschajew zufolge starben bei den jüngsten Kämpfen mindestens hundert Zivilisten, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Im Zentrum lägen immer noch Leichen, die wegen der andauernden Kämpfe nicht geborgen werden könnten. Rund 20.000 der 50.000 Einwohner seien geflohen, zumeist in die benachbarte russische Republik Dagestan.

Auch in anderen Teilen Tschetscheniens gingen die Gefechte weiter. Laut Itar-TASS wurden insgesamt 23mal russische Stellungen im Lande beschossen. Dabei wurden mindestens zwei russische Soldaten und vier Zivilisten getötet. Aus der ebenfalls seit Tagen umkämpften Stadt Urus-Martan, etwa 20 Kilometer südlich der Hauptstadt Grosny, zog sich ein Großteil der Rebellen zurück. Wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete, befürchten die Einwohner ein Blutvergießen unter der Zivilbevölkerung im Falle eines Einmarsches russischer Truppen.

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