Keine schwulen Weihnachtsmänner in Key West

Key West (taz) – „Auf dieser Insel kann jeder das sein, was er will“, schwärmt Tracey, Friseuse in Key West's „Hotcuts“ Friseursalon. Doch die Idylle auf dem US-Eiland, dessen Bevölkerung zu 25 Prozent aus Schwulen und Lesben besteht, trügt. Die religiöse Rechte geht auch auf dem südlichsten Zipfel des Kontinents in die Offensive: Mitglieder der vorwiegend schwulen „Metropolitan Community Church“ sind auf der diesjährigen Weihnachtsparade unerwünscht.

Für die Ablehnung der 120 Homo-Schäfchen der „Metropolitan Community“ ist Gary Redwine verantwortlich. Der Chef einer Baptistengemeinde auf der Nachbarinsel Big Coppit Key und ist oberster Organisator der Weihnachtsparade. Sein verquere Begründung: „Wir hassen die Schwulen nicht. Wir können lediglich den homosexuellen Lebensstil nicht gutheißen.“

Derlei Nächstenliebe sorgt für Aufruhr auf einer Insel, deren Einwohner vor mehr als zehn Jahren einen der ersten offen schwulen US-Bürgermeister wählten. „Das kommt total überraschend“, so Dennis Beaver, Präsident der örtlichen „Business Guild“, eines vorwiegend schwulen Wirtschaftsverbandes. „Und dabei haben wir bereits einen so schönen Umzugswagen fertig“, klagt Reverend Steven Torrence, Pastor der 120 schwulen Seelen.

Key Wests Bürgermeister Dennis Wardlow schlägt sich auf die Seite der Diskriminierten: „Ich halte das Verbot für heuchlerisch. Key West ist ein sehr toleranter Ort. Wir alle sind Gottes Kinder – das ist es, was in der Bibel steht.“ Um sich symbolisch mit den Schwulen zu solidarisieren, will Key Wests Kommunalverwaltung den Organisatoren der Weihnachtsparade – anders als in den vergangenen Jahren – erstmals die Kosten für die Müllbeseitigung nach dem Weihnachtsmarsch aufs Auge drücken: exakt 1.200 Dollar. Happy Christmas! Marc Fest