: Armselig
■ betr.: Studierendendemo, 16.12.
Liebe taz-Berlin-Redaktion, armselig, armselig ... Da demonstrieren am 14.12. tatsächlich an die 10.000 Menschen gegen Sozialabbau, Bafög-Verzinsung und Studiengebühren, und das ist der taz gerade einmal 12 Zeilen wert. Demonstrationen dieser Größenordnung scheinen demnach in Berlin ja zum Alltag zu gehören, unnötig sich, geschweige denn eineN eigeneN ReporterIn, damit näher zu befassen ...
Oder spielt die Anzahl der DemonstrantInnen eh keine Rolle, eine Kurznachricht tut es immer (Tiergarten-Demo mit 60 TeilnehmerInnen: 16 Zeilen in der taz vom 18.12.)? Statt dessen berichtet Ihr am 16.12. lieber per Zweispalter und Foto über das Richtfest der neuen Börse und am Tag davor sage und schreibe 4 Seiten über den SPD-Parteitag! Hat sich die taz jetzt völlig ins Establishment eingereiht? Soziale Bewegungen und außerparlamentarische Aktionen sind out, es lebe die Parteiendemokratie? Dummerweise scheint die SPD nicht einmal in diesem Rahmen reformpolitische Ansätze zeigen zu wollen, weshalb ihr das verhinderte bzw. ideelle SPD-Mitglied taz wohlwollende Ratschläge geben muß, um sie wieder auf den richtigen Weg zu bringen ... Mensch Leute, merkt Ihr eigentlich noch, wie sich bei Euch die Gewichte verschieben?
Am Rande bemerkt konterkariert Ihr damit Eure eigene LeserInnenwerbekampagne, denn aus Sicht der 150.000 Studierenden wird die taz immer unattraktiver. So wünsche ich Euch als frustrierter taz-Leser in doppeltem Sinne besinnliche Tage, mit lieben Grüßen Jan Nill
Anmerkung der Redaktion: Der Bericht wäre zweifellos größer ausgefallen, wenn die Demonstration nicht nach Redaktionsschluß stattgefunden hätte.
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