: Mehr Hinrichtungen
■ 1995 wurden in den USA 56 Menschen exekutiert. Texas liegt an der Spitze
Washington (AP) – In diesem Jahr sind in den USA mit 56 Menschen fast doppelt so viele hingerichtet worden wie im Vorjahr. Das ist die höchste Zahl an vollstreckten Todesurteilen seit 1957. Mehr als 3.000 Todeskandidaten sitzen in den Todeszellen, was für 1996 eine noch höhere Zahl von Hinrichtungen erwarten läßt.
Allein in Texas sind es 411 Männer und vier Frauen. Der große Staat im Süden der USA steht mit 19 Exekutionen 1995 an der Spitze. „Wir sind die Nummer eins“, sagte Larry Fitzgerald vom texanischen Justizministerium. Der Zustand spiegele die Haltung der gewählten Abgeordneten wider.
Für die steigenden Hinrichtungszahlen macht Richard Dieter vom Informationszentrum für die Todesstrafe in Washington den geringeren gesetzlichen Schutz von Straftätern verantwortlich. Außerdem werde die Vollstreckung der Strafe und die Behandlung von Begnadigungappellen immer schneller vorangetrieben. Von den 38 Staaten, die die Todesstrafe zugelassen haben, wurde sie ihn 1995 in 16 vollstreckt.
Dieter macht einen Trend zur wachsenden Ungeduld mit Straftätern aus. Dabei würden jedes Jahr zum Tode verurteilte Personen freigelassen und die Urteile aufgehoben – nicht nur wegen Verfahrensfehler. Als Beispiel nannte er den Fall Sabrina Butler. Sie wurde 1989 im Staat Mississippi wegen der Ermordung ihrer neun Monate alten Tochter zum Tode verurteilt. 1992 wurde das Urteil aufgehoben, nach einer Wiederaufnahme in diesem Jahr wurde sie freigesprochen und am 17. Dezember entlassen. Die Ermittlungsbehörden gehen heute davon aus, daß ihr Kind an einem Nierenversagen oder dem plötzlichen Kindstod verstarb.
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