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Halali auch auf den Biber

Bayerischer Kreistag beschloß Abschuß des mühsam eingebürgerten Nagetiers – Naturschützer wollen die Flußauen retten  ■ Aus Nürnberg Bernd Siegler

„Jawohl, abschießen, alles andere bringt nichts.“ Es geht hoch her bei der Sitzung des Neuburg/ Schrobenhausener Kreistags. Die Donauanrainer bei Ingolstadt sind empört über die Vermehrung des Castor Fiber Linnaeus, wie der Biber in der Fachsprache heißt. Der Nager, der bis zu 130 Zentimeter lang und 30 Kilogramm schwer wird, fällt gern Bäume, baut Röhren und Dämme und bringt damit Land- und Forstwirte gegen sich auf.

Seit 1976 unterliegt er nicht mehr dem Jagdgesetz. Das wollen die Neuburger jetzt ändern. Eine große Koalition aus CSU und SPD beschloß, die Nagetiere zum Abschuß freizugeben. „Der Biber gehört nicht in unsere Kulturlandschaft, er muß kompromißlos wieder entfernt werden“, lautet die Devise des SPD-Kommunalpolitikers Xaver Schiele.

Kompromißlos entfernt wurde der Biber in Bayern seit 1867. Der letzte Biber im Rheingebiet wurde zehn Jahre später erlegt. Deutschland war damit weitgehend biberfrei, einzige Ausnahme bildete lange Zeit die Mittelelbe von Dessau bis Magdeburg. Nicht die Zerstörung der Lebensräume machte den Nagern den Garaus, sondern die kompromißlose Jagd. Schließlich taugte sein dichtes Fell für Mäntel und Mützen, sein Schwanz galt als Delikatesse in der kargen Fastenzeit, seine Schneidezähne als Amulett für zahnende Kinder und sein Sekret, das „Bibergeil“, als fiebersenkendes und potenzförderndes Mittel.

1966 startete der Bund Naturschutz ein Wiedereinbürgerungsprojekt für Biber – mit Erfolg, denn seitdem leben in Bayern wieder etwa 1.000 bis 1.500 Exemplare, schwerpunktmäßig im Donaumoos und an den Innstauseen. Teile des Bayerischen Bauernverband klagen inzwischen über eine regelrechte „Biber- und Rattenplage“ und fordern sofortige Abhilfe, sprich den Abschuß.

Für Hubert Weiger, den Landesbeauftragten des Bund Naturschutzes (BN), versucht man damit, den harmlosen Nager zu einem „gefährlichen, unheilvollen Tier“ hochzustilisieren. „Mit dem Ruf nach der Flinte will man doch nur vor dem eigentlichen Problemen ablenken“, betont Weiger und meint damit die dringend notwendige Renaturierung der Talauen. Nur in diesen Bereichen von weniger als zwanzig Meter Entfernung zum Gewässer fühlt sich der Biber wohl. Diese Streifen werden jedoch noch immer landwirtschaftlich intensiv genutzt, so daß der Fraß an Gehölzen und Feldfrüchten oder das Einbrechen in vom Biber gegrabenen Erdgängen zu Problemen führt. Anstatt den Biber wieder zu vertreiben, plädiert der BN für eine „positive Konfliktlösung“. In zu schaffenden Pufferstreifen am Ufer aller Gewässer könnten wieder Auwälder wachsen, die nicht nur dem Biber genügend Lebensraum böten, sondern auch als Rückhalteraum und natürliche Bremse für Hochwässer dienen könnten. Dadurch könnte auch der Eintrag von Pestiziden und Düngemittel in die Gewässer drastisch vermindert werden.

Aus diesen Gründen hat man im Saarland derzeit ein Projekt zur Wiedereinbürgerung der Biber gestartet. Michael Schmidt dagegen, Neuburgs Kreisobmann des Bauernverbandes und CSU- Kreisrat, fordert angesichts der vom Biber angerichteten Schäden die „radikale Dezimierung“ der Nager. Der BN will die geschädigten Land- und Forstwirte nicht im Regen stehen lassen. Eigens dafür hat man zu Beginn des Jahres einen freiwilligen Härtefonds eingerichtet und mit 100.000 Mark ausgestattet. Der wurde jedoch bislang nur ein einziges Mal in Anspruch genommen. „Anstatt vereinzelte Schäden maßlos aufzubauschen, sollten wir den Biber als unseren Verbündeten bei der Rückgewinnung naturnaher Flußräume betrachten“, fordert Weiger die Land- und Forstwirte zur Kooperation auf.

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