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Kieler leben gefährlich

■ Nord-Süd-Gefälle bei Kriminalität: Die Sachsen leben besonders sicher

Hamburg (AFP) – Schleswig- Holsteins Bürger leben gefährlich: Das nördlichste Bundesland hat im Vergleich zu allen anderen deutschen Flächenstaaten die höchste Kriminalitätsbelastung, ergab eine Studie der Forschungsgruppe Kriminologie am Max-Planck-Institut (MPI) in Freiburg unter Leitung von Professor Helmut Kury. Danach wurden in Schleswig-Holstein zwischen 1984 und 1994 fast dreimal so viele Einwohner Opfer eines sogenannten Kontaktdeliktes wie Raub, Diebstahl oder tätlicher Angriff wie in Baden-Württemberg. Übertroffen wurde die Kriminalitätsbelastung in Schleswig-Holstein bei den meisten Delikten nur durch die Städte Hamburg, Berlin oder Bremen. Ein Nord-Süd-Gefälle stellten die Forscher auch in Neufünfland fest.

Die Untersuchung der Freiburger Kriminologen basiert laut Welt am Sonntag auf der Auswertung der polizeilichen Kriminalstatistik 1994 sowie von zwei Opfer- oder Dunkelfeldstudien aus den Jahren 1989 und 1992. Die Forscher erfaßten vier Straftatskategorien wie Kontaktdelikte, Einbruchs- und Kraftfahrzeugdelikte sowie Fahrraddiebstahl. In Schleswig-Holstein wurden 21,2 Prozent der Bürger Opfer eines Delikts. Dahinter rangierten bei den Gewaltdelikten Niedersachsen mit 14,9 Prozent, Nordrhein-Westfalen mit 14,4, Bayern mit 12,4, Rheinland-Pfalz mit 12,1, Hessen mit 10,4 und Baden-Württemberg mit 8,1 Prozent. Die Rangfolge im Osten: Mecklenburg-Vorpommern 11,5, Brandenburg 9,2, Sachsen-Anhalt und Thüringen 7,6 sowie Sachsen 7,0 Prozent.

Die Ergebnisse sagen nach den Worten von Kury nichts über die Moral der Einwohner der Bundesländer aus. Wenn Bayern oder Baden-Württemberg die gleichen Probleme hätten wie das strukturschwache Schleswig-Holstein oder Niedersachsen, dann würde sich das Nord-Süd-Gefälle zweifellos aufheben. Die Einkommen seien im Bundesvergleich sehr niedrig, die Arbeitslosen- und Sozialhilfequoten sehr hoch, sagte Kury.

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