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Fliedermuß statt hitziger Leidenschaft

■ Grippeepidemie nimmt normalen Verlauf

Die Grippeepidemie in Deutschland nimmt nach Auskunft des niedersächsischen Seuchenreferenten trotz ihres erheblichen Ausmaßes einen normalen Verlauf. Die Grippe lasse sich derzeit weder bremsen noch beeinflußen, sagte Werner Schulz aus der Gesundheitsabteilung des Ministeriums. Sie sei aber nichts „dramatisch Bösartiges“. Die Stärke der Epidemie lasse sich nicht mit der „Hongkong-Grippe“ vom Winter 1968/69 vergleichen, an deren Folgen bundesweit 40.000 Menschen starben. Schulz erwartet, daß die Epidemie innerhalb der nächsten ein bis zwei Wochen abebbt.

Mit einem Blick in die Geschichte der Grippekuren hat sich die Ärztekammer Niedersachsen zu Wort gemeldet. So hatten Experten um 1800 bereits vor „starken Ausleerungsmitteln“ wie Aderlaß, Brech- und Abführmitteln bei einer Grippeerkrankung gewarnt. „Schweißmittel“ seien dagegen immer zuträglich. Zitiert sind diese Ratschläge aus einer Ausgabe der Zeitung „Hamburgische Addreß-Comtoir-Nachrichten“ vom Mai 1800, die die Kammer am Donnerstag in Hannover in Auszügen herausgab.

„Wir wollten mal zeigen, wie bestimmte Krankheiten vor Jahrhunderten ganz anders behandelt wurden als heute“, sagte der Sprecher der Ärtzekammer, Rolf Heyde. Laut Zeitungstext hatte sich damals in Preußen eine aus Rußland kommende Influenza ausgebreitet. Das preußische „Ober-Collegium Medicum et Sanitatis“ riet daraufhin zu folgendem Rezept: „Man bediene sich sogleich im Anfange der Krankheit einer Abkochung von Gerste, Hafer oder schwarzem Brot, der man Eßig und Honig zusetzt.“

Als Vorbereitung auf die Nacht empfahlen die Experten einige Tassen Fliedertee mit Fliedermus. Und ganz wichtig: „Der Kranke muß sich zwar mäßig warm halten, aber alle hitzigen Nahrungsmittel und Leidenschaften vermeiden.“

dpa

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