: Die andere fällt nicht weiter auf
„Meine erste Designerlampe“: Nach kurzer Bauzeit leuchtete „D.light“ im Flur von ■ Wolfgang Müller
Seit Heinrich Goebel 1854 die erste Glühlampe anknipste, war und ist der nächste Gedanke dem ansprechenden Drumherum, dem Lampenschirm, -ballon oder -hut gewidmet. Unzählige dieser die nackte Birne um- und verkleidenden Objekte sind seitdem kreiert und hergestellt worden: geschmacklose und hübsche, ultrahäßliche und teure.
Lampenkleider aus industrieller Produktion sind in der Regel unästhetisch und in Frage kommende Designermodelle zumeist recht teuer. Und wer hat schon Zeit und Lust, tagelang Lampengeschäfte aufzusuchen?
In meiner Küche baumelt deshalb eine Glühlampe unter einem weißlackierten Metallschirm von 30 Zentimeter Durchmesser. Das ausrangierte Büroteil wurde für zehn Mark bei einem Trödler erstanden. Es fällt nicht weiter auf. Im Arbeitszimmer sind zwei Tageslichtneonröhren senkrecht an die Wand geschraubt, Überreste einer Lichtinstallation (100 Neonröhren) von Ueli Etter, die 1992 im Künstlerhaus Bethanien gezeigt wurde.
Während der Wintermonate hat das Tagesneonlicht nach einer wissenschaftlichen Untersuchung stimmungsaufhellende Eigenschaften. Deshalb wird dieses Licht auch zur Therapie eingesetzt.
Die Birne im Schlafzimmer wird von einem grüngelbweißen Lampion mit der Aufschrift „Liberté et Patrie“ (Freiheit und Heimat) umschlossen – Festschmuck, den mir der Schweizer Yves Roset nach Gebrauch am Schweizer Nationaltag, dem 1. August, 1993 im Alpenort Les Diablerets überreichte. Insgesamt bin ich also recht zufrieden mit meinen Lampen.
Bleibt die nackte, am Kabel schwingende Birne im Flur. Die Berliner Designer Vogt und Weizenegger haben speziell für solche Fälle ein Produkt namens „D.light“ entwickelt.
„Wir wollen den spröden Charme dieser Situation nicht verwischen, sondern sie nutzen“, so Herrmann Weizenegger zur Grundidee von D.light. Und weiter: „Die Glühbirne, die an ihrem Kabel hängt – nicht mehr länger ein Zeichen sträflicher Nachlässigkeit, mangelnder Finanzen oder eines verwirrten Geschmacks.“ In einem Pappset befinden sich zwölf farbige Lamellenformen sowie zwei Steckringe aus leichtem, transparentem Kunststoff. Die Modelle „Asté“, „Mara“ und „Rado“ sind eher zarten Blütenformen nachempfunden, während „Plan“ den freien Gestaltungswillen des Käufers herausfordert: Mit dem beiliegenden Cutter schneidet er seine Lamellen selbst aus beigefügten Modellen oder entwirft sogar seine eigene Form.
Das Zusammenstecken der Elemente wird im Prospekt einleuchtend erklärt. Für Stecken und die Anbringung von „Rado“ benötigte ich gerade mal 15 Minuten. Nun erstrahlt auch in meiner Wohnung das blaue Licht einer echten Designerlampe. Und für 60 Mark ist das vom nordrhein-westfälischen Designzentrum im vergangenen Jahr mit dem Roten Punkt ausgezeichnete Teil auch noch ziemlich preiswert.
Dieses und natürlich auch andere Modelle sind zu beziehen bei: Vogt + Weizenegger, Hohenfriedbergstraße 16, 10829 Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen