Flugticket nach Atlanta in der Tasche

■ Deutsche Damen siegten im Volleyball-Krimi / Dramatischer 3 : 2 Sieg gegen Rußland

Der zweite Schiedsrichter zeigt Netzfehler an. Für Sekundenbruchteile herrscht Verwirrung in der Stadthalle. Dann die Gewissheit: Der Punkt geht an das deutsche Team. 16:14 heißt es im fünften und entscheidenden Satz des Finales. Die deutschen Volleyballerinnen haben sich das Ticket zu den Olympischen Spielen in Atlanta gesichert. Die Mannschaft von Bundestrainer Köhler besiegte in einem dramatischen Finale des Bremer Olympia-Qualikationsturniers Rußland mit 3:2 Sätzen (4:15, 15:9, 15:5, 8:15, 16:14).

Matchwinner war der deutsche Block. Immer wieder scheiterten die russischen Angreiferinnen vor 3.000 Zuschauern an einer Mauer aus Armen und Händen. Das gab in der Endabrechnung eines ausgeglichenen Spieles den Ausschlag. Die sonst so sicheren Russinnen wurden nervös und machten Fehler.

Dabei hatte es gar nicht gut begonnen für Köhlers Schützlinge. In einem von vielen Angabefehlern geprägten ersten Satz zogen die Russinnen nach einem 4:4 Zwischenstand locker davon und siegten in 16 Minuten mit 15:4. Gegen die schlagkräftige Hauptangreiferin Evguenia Artamonova fanden die Deutschen kein Rezept. Immer wieder wurde die 1,90 Meter große Hauptangreiferin von der Zuspielerin Tatiana Gratcheva auf den Außenpositionen eingesetzt und schmetterte den Ball ins Feld.

Doch die Frauen um Spielführerin Ines Pianka hielten im zweiten Satz dagegen. Nachdem sich die Russinnen von 2:6 auf 6:6 herangearbeitet hatten, machte Pianka in hart umkämpften Ballwechseln mit großer Übersicht zwei „Big-Points“. Als alle ein Zuspiel erwarteten, legte die 27jährige den Ball über Kopf ins russische Halbfeld. Den nächsten Ball blockte sie am Netz. Die Deutschen zogen davon und siegten 15:9.

In dritten Satz kamen die Spielerinnen von Chefcoach Nikolai Karpol überhaupt nicht ins Spiel und konnten nur fünf Punkte verbuchen. Das Publikum tobte. Die Deutschen sahen wie die sicheren Siegerinnen aus. Kampflos wollten die favorisierten Russinnen das Atlanta-Ticket jedoch nicht hergeben. Plötzlich trafen die Schmetterbälle von Artamonova und Tatiana Menchova wieder ins Feld und nach 20 Minuten war der Satz-Ausgleich geschafft.

Der fünfte Satz, in dem nach Tie-Break-Manier jeder Ball ein Punkt zählt, war ein echter Krimi. Das Spiel wogte hin und her. Beim Stand von 9:6 brachte Karpol zur Verwirrung der Gegnerinnen zu jedem Ballwechsel neue Spielerinnen. Bald hieß es 10:11. Bangen in der Halle. Susanne Lahme blockt zum Ausgleich. Bald darauf hieß es nach einem trockenen Schlag von Christina Schultz 14:13 für Deutschland, die Halle tobt. Den ersten Matchball wehrten die Russinen ab. Nancy Celis bringt die Deutschen wieder in Führung. Dann passiert in der Hektik den Russinnen das Malheur. Eine greift ins Netz. Aus der Traum vom Olympia-Ticket. Als letzte Chance bleibt im Mai ein weiteres Qualifikationsturnier in Japan. jof