: Beam me up
■ Im „Star Trek Forum“ treffen sich die glühendsten Fans von Spock, Scotti & Co.
Wolfsburg. Das Raumschiff Enterprise befindet sich meist fern der Erde in schweren Meteoritenhageln oder im Einsatz gegen aggressive Klingonen. Die Kommandobrücke des deutschen Fanclubs „Star Trek Forum“ aber steht in Wolfsburg-Fallersleben. Trotz der immensen Entfernung von ungezählten Lichtjahren nimmt die Vereinsgründerin Uschi Stockmann lebhaften Anteil an den Abenteuern der Enterprise-Besatzung unter den Kapitänen Kirk oder Picard. Sie teilt ihre Vorliebe für die galaktischen Forschungsreisen des Raumschiffs mit etwa 900 Gleichgesinnten in Deutschland und Europa.
Seit nunmehr 30 Jahren gibt es die teilweise kultisch verehrte Star-Trek-Saga. Seit zwei Jahrzehnten verfolgt Uschi Stockmann die Kinofilme und die US-Fernsehserie, hat alle TV-Folgen mehrfach gesehen und die verschiedenen Fassungen auf Video aufgezeichnet. Das Haus der 43jährigen ist voller Poster und Plakate mit den Konterfeis der Weltraummannschaft, die in einer fernen Zukunft nach neuen Galaxien und Lebensformen sucht.
Für die Wolfsburger Lehrerin ist „Star Trek“ mehr als nur eine unterhaltsame Fernsehserie. Sie versteht die Zustände auf der Enterprise als Vorbild. Denn in dem Raumschiff leben und arbeiten viele verschiedene Rassen – Klingonen, Vulkanier und Erdenmenschen, Schwarze und Weiße – einträchtig zusammen. „Anders als hier auf der Erde sind Tugenden wie Mut, Freundschaft, Ehrlichkeit, Toleranz und Fleiß auf der Enterprise selbstverständlich“, schwärmt Uschi Stockmann, weiß aber auch: „Natürlich sind solche Verhältnisse auf diesem Planeten nur eine schöne Utopie.“
Diesem Traum hängen viele Clubmitglieder nach, indem sie eigene Geschichten in einer halbjährlich erscheinenden Zeitschrift veröffentlichen. Damit wird die Serie nach den eigenen Vorstellungen fortgeschrieben. Auch Fanclub-Gründerin Stockmann hat bereits Pläne für eine Enterprise-Story, aber ihre drei Kinder lassen ihr dazu keine Zeit. Hinzu kommen täglich ein großer Postberg und jeden Monat ein Informationsblatt mit Nachrichten über Schauspieler, Fan-Artikel und Sendetermine ins Haus. Danach soll mit der lang erwarteten Ausstrahlung der neuen Serie „Voyager“ schon im Februar begonnen werden.
Die Zeiten, als die Schauspieler durch bemalte Pappkulissen liefen, sind vorbei. Längst errechnet der Computer viele Fernseh- und Kinobilder. Mittlerweile hat sich eine ganze Industrie des Enterprise-Kults angenommen. Verkauft werden Tassen mit bunten Aufdrucken oder die spitzen Ohren von Mister Spock – an übrigens meist erwachsene Science-Fiction-Fans. Und wenn man Uschi Stockmann oder ihre Fanclub-Mitstreiter fragt, dann hat die 30 Jahre alte Idee von Gene Roddenberry das Potential, noch viele Jahre weitergetragen zu werden. Thilo Resenhoeft, dpa
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