■ Mit US-Waffenschmieden auf du und du: Dicke werden fetter
Berlin (taz) – Auf dem US- Rüstungsmarkt gibt es immer weniger Anbieter mit immer mehr Macht. Lockheed Martin, der größte Kriegsgerätehersteller der Welt, will die Rüstungsbereiche der New Yorker Loral schlucken. Danach rechnet der Konzern mit einem Jahresumsatz von 30 Milliarden Dollar (zirka 43 Milliarden Mark). Erst letzte Woche hatte der Luft- und Raumfahrtbetrieb Northorp Grumman angekündigt, die Rüstungselektronik von Westinghouse zu übernehmen.
Grund für die Konzentration der US-Waffenindustrie ist das gekürzte Budget des Pentagon nach dem Ende des Kalten Krieges. Orderte die US-Regierung 1991 noch Waffen für 82 Milliarden Dollar, so wird sie dieses Jahr etwa 40 Prozent weniger für Schießzeug und Flieger ausgeben.
Firmen wie Ford und Westinghouse, für die Rüstungsgüter nur ein Teil ihrer Produktpalette darstellten, trennten sich von ihren Waffenschmieden. Die Großen der Branche versuchten hingegen, dem Kostendruck entgegenzuwirken, indem sie sich zusammenschlossen: 1994 fusionierten Martin Marietta und Lockheed, und auch die Flugzeugproduzenten Northrop und Grumman vereinigten sich. Massenentlassungen waren die Folge: Lockheed Martin machte zwölf Fabriken dicht und schickte 12.000 Leute nach Hause, bei Northrop und Grumman mußten 14.000 Beschäftigte gehen. Für die wenigen Betriebe, die am Markt übriggeblieben sind, sieht es nun allerdings gut aus. Der Flugzeughersteller McDonnell Douglas hat zwar beispielsweise seit 1991 etwa ein Viertel seines Umsatzes eingebüßt, schätzt die Financial Times. Der Profit aber hat sich im gleichen Zeitraum verdoppelt – und darauf kommt es ja an.
Außerdem ernten die Rüstungskonzerne häufig erst jetzt die Früchte ihrer jahrelangen Entwicklungsarbeit bei Waffenprojekten – die teure Forschungszeit ist vorbei, jetzt kommt die lukrative Auslieferungsphase.
Und noch ein weiterer Punkt stimmt die Rüstungsmanager optimistisch: Die weltweit zwischen den 60er und 80er Jahren ausgelieferten Panzer, Flugzeuge und Gewehre werden in den nächsten Jahren das Ende ihrer Funktionstüchtigkeit erreichen. Dann muß Ersatz her. Viele Experten glauben, daß es mit den Rüstungsinvestitionen bald wieder bergauf geht. Profitieren werden davon die weltweit Größten.
Auch in Europa hat deshalb in den letzten Jahren ein Konzentrationsprozeß eingesetzt. Erst im letzten Monat beschlossen die französische Aerospatiale und die Daimler-Benz Aerospace ihr Zusammengehen im Raketen- und Satellitengeschäft. Annette Jensen
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