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■ Apathie und Horror: „Neues Kino aus São Paulo“ im Arsenal

Werbefuzzis am „Samstag“ im Aufzug Foto: promo

„Subtiler Schwarzer Humor“ lautet der Untertitel zu Ugo Giorgettis Spielfilm „Samstag“. Der ehemalige Werbefilmer Giorgetti läßt in einem heruntergekommenen Nobelwohnhaus São Paulos den Mob eine Groteske aufführen. Am Ende der leicht surrealen Handlung resümiert der Off-Kommentar, man könne sich „downtown São Paulo wohl nicht mal mehr auf simple Aufzüge verlassen“. Während der Luxuslift des Hauses von Werbefuzzis für einen Parfüm-Clip reserviert ist, bleibt im Lastenaufzug ein Toter stecken, und für den Rest des Films wird mit brasilianischer Langmut, besser gesagt: Phlegma, an der Problemlösung gearbeitet. Dabei müssen hitchcockartige Volieren durchquert werden, während im Foyer Schoßhündchen verschwinden und besoffene Hausmeister plötzlich in Naziuniform auftauchen.

„Samstag“ ist Teil einer Filmreihe des im September letzen Jahres gegründeten „Brasilianischen Kulturinstituts“ im Arsenal. Das Thema der aktuellen Reihe von Kurz- und Spielfilmen ist São Paulo. Als kulturelle Metropole profitierte insbesondere die dortige brasilianische Filmproduktion vom politischen Machtwechsel des Landes. Vom inzwischen abgelösten Präsidenten Collor de Mello mit drastischen Streichungen beeinträchtigt, beginnt sich der Filmsektor neu zu konstituieren.

Film-im-Film-Elemente sind auch in Guilherme de Almeida Prados „Das Parfüm der Gardenien“ ein wesentliches Motiv. Antagonistisch bestimmen Wahrheit & Lüge, Schuld & Sühne den Gang der verstrickten Handlung. Giza (Christiane Torloni) wird durch Zufall Softpornodarstellerin, ihr Ehemann Daniel (Jose Mayer) fährt Nachttaxi. Daniel möchte, daß alles hübsch beim alten bleibt. Die Frau zu Hause, der Sohn im Drill. Als er zwei Taxiräuber erschießt, beginnt sein langsamer Abstieg in illusionäre Halbwelten. Manisch bekennt er sich zu Mordtaten, die er nicht begangen hat, provoziert den Apparat aus Guardia civil und Klapsmühle. Mal glaubt er, im Rückspiegel seines VW-Käfer-Taxis Giza als Sexvampirin zu sehen, mal fühlt er sich von Mordopfern verfolgt. Schließlich kommt es zum ödipalen Konflikt mit dem Sohn über den Lebenswandel der Mutter, was in der völligen Verkehrung von Gut & Böse endet: Apathische Protagonisten, die genauso viel Horror vor wie hinter sich zu haben scheinen. Gudrun Holz

Heute und morgen, 21 Uhr: „Das Parfüm der Gardenien“, Arsenal, Welser Straße 25