■ Mit US-Fleischimporten auf du und du: Hormonkrieg droht
Brüssel (taz) – Jetzt machen die Amerikaner ernst. Gestern kündigte US-Handelsminister Mickey Kantor an, daß die USA bei der Welthandelsorganisation (WTO) Beschwerde gegen das EU-Importverbot für Hormonfleisch einlegen wollen.
Anders als die Vorgängerorganisation Gatt kann die WTO in derlei Streitfällen verbindliche Entscheidungen treffen. Bereits seit 1985 ist es in Europa verboten, das Fleisch hormonbehandelter Tiere zu verkaufen. Von dem europäischen Hormonverbot sind auch Fleischimporteure wie die USA, Kanada und Neuseeland betroffen, wo zur Wachstumsförderung Hormonspritzen eingesetzt werden dürfen. Fleischimporte aus diesen Ländern werden nur zugelassen, wenn belegt werden kann, daß der jeweilige Produzent auf den Einsatz der inkriminierten Chemikalien verzichtet hat.
Während sich Kanada und Neuseeland mit dieser Regelung abgefunden haben, kämpfen die USA bereits seit Jahren mit harten Bandagen gegen die europäische Fleischpolitik. US- Landwirtschaftsminister David Glicksmann, dessen Wahlkampf von der Fleischlobby bezahlt worden sein soll, schimpft jetzt, der EU gehe es beim Hormonverbot nur um den Schutz der heimischen Agrarindustrie. In Brüssel befürchten Hormonkritiker, daß die EU angesichts der neuen Drohgebärden jetzt Zugeständnisse machen könnte. Auch die von Landwirtschaftskommissar Franz Fischler einberufene wissenschaftliche Konferenz Anfang Dezember hatte das Hormonverbot nicht gerade unterstützt. Einschränkend hatten die Wissenschaftler allerdings klargestellt, daß ihre Empfehlung „nur bei korrekter Anwendung“ der Hormone gelte. Christian Rath
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