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Keine Investoren für „Ocean-Park“

■ Bremerhavener GroßProjekt droht zu scheitern / Investoren gibt es immer noch keine

Knapp ein Jahr ist es her, daß der amerikanische Unternehmer Peter Chermayeff in Bremerhaven das Modell des „Ocean Parks“ vorgestellt hat und Politiker aller Coleur verzauberte. „Der Ocean-Park wird ein Aufatmen für die Stadt sein“ prophezeite der ehemalige CDU-Fraktionschef Rolf Stindl damals. „Chermayeff ist ein Glückgriff für Bremerhaven“, war sich auch der Stadtverordnete Jörn Model (FDP) sicher. Doch „großartige Vision für die Zukunft der Stadt“ (Nordsee-Zeitung) droht wie eine Seifenblase zu zerplatzen. Bislang hat sich nicht ein einziger privater Investor für das Großaquarium gefunden. Statt im Sommer 1999 könnte der Ocean Park frühestens im März 2000 eröffnen - vorausgesetzt es finden sich private Investoren. Und genau da liegt im Moment das Problem.

Zum Jahreswechsel sollte das Projekt entscheidungsreif ausgelotet sein. Eine Projektgesellschaft sollte gegründet werden, neue Wirtschaftslichkeitsstudien sollten in Auftrag gegeben werden. Kosten: Rund 4,3 Millionen Mark, die sich Stadt, Land und die privaten Investoren teilen wollten. Doch während Stadt und Land ihren Obelus von 1,1 Millionen Mark mittlerweile überwiesen haben, ist von privaten Investoren bisher nicht ein Pfenning überwiesen worden. „Es haben sich keine privaten Investoren gemeldet“, bestätigte Bürgermeister Burkhard Niederquell gegenüber der taz. „Wir wissen im Moment nicht, wohin die Reise geht“, gibt er unumwunden zu.

Im Finanzausschuß hat man sich derweil darum Gedanken gemacht. Die Projektleitung des Space-Parks sollte in die Bresche springen und den Part der privaten Investoren übernehmen: Der Haken ist nur, daß die Space-Park-Planer kein Geld investieren, sondern Honorar kassieren – und zwar um die fünf Millionen Mark – wie aus dem Finanzausschuß durchsickerte. Die Mitglieder des Finanzausschusses sollen blaß geworden sein, als sie die Summe hörten. Um Peter Chermayeff ist es derweil still geworden. „Ich komme hier nicht als Architekt und Planer, der Ihnen irgendwas vorstellt, ich komme als Unternehmer, der mit Ihnen gemeinsam etwas für Bremerhavens Zukunft tun möchte“, hatte der Architekt vollmundig verkündet und in Aussicht gestellt, selbst Millionen in den Ocean-Park zu investieren. Stattdessen hat er kassiert: Etwa eine Million Mark bekam er für sein Modell – rund 200.000 Mark kostete eine Wirtschaftlichkeitsanalyse, die im August veröffentlicht wurde. Schon damals wiesen die Gutachter aus Hamburg auf einen entscheidenden Punkt hin: Die Investoren müssen mit Verlusten bis ins Jahr 2008 rechnen.

In Hamburg ist Chermayeff übrigens wohl bekannt. 1994 stellte er dort sein Konzept für den „Ocean-Park“ vor. Die Stadtväter winkten ab. „Das Projekt war einfach zu voluminös“ sagt Bernd Meyer, Pressesprecher der Behörde für Stadtentwicklung. „Wir hätten abspecken müssen und selbst dann wäre es fraglich gewesen, ob wir Investoren gefunden hätten.“

Daß dies – anders als in Hamburg – dennoch gelingt, davon ist Sigismund von Dobschütz, Geschäftsführer bei der Tourismus-Förderungsgesellschaft und verantwortlich für den Ocean-Park überzeugt. „Wir verhandeln im Moment noch mit privaten Investoren. Ich bin sicher, daß es klappt. Wir bauen schließlich keinen Supermarkt. Man kann nicht erwarten, daß wir mit den Fingern schnippen, und dann kommen die Investoren.“ Und wenn sich nie Investoren finden? „So dürfen wir nicht denken. Wir haben schließlich ein Ziel vor Augen.“ kes

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