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Akademie der Künste wird abgestottert

■ Neubau soll privat finanziert werden. Bausenator: Denkbar wäre Leasing-Modell

Die Koalitionsvereinbarung, für den Neubau der Akademie der Künste am Pariser Platz „private Finanzierungsformen zu prüfen“, stößt beim Architekten sowie Mitgliedern der Akademie auf Unverständnis. Es sei ihm zwar „gleichgültig, wer das Geld für die Planung gibt“, sagte gestern der für das Projekt zuständige Architekt Harter aus dem Stuttgarter Büro Günter Behnisch & Partner. Eine Umplanung des gläsernen Bauwerks für mögliche Verwertungsinteressen privater Investoren – etwa für Läden im Erdgeschoß – komme aber nicht in Frage. Harter: „Wenn am Pariser Platz gebaut wird, dann das, was wir entworfen haben, und nichts anderes.“

Behnisch hatte im Frühjahr 1994 mit einem modernen Entwurf einen Bauwettbewerb gewonnen. Das 100-Millionen-Projekt am Brandenburger Tor soll Raum für Ausstellungsflächen, Ateliers, das Archiv der Akademie sowie Tagungssäle beherbergen. Zum 300. Geburtstag der Akademie der Künste im Sommer 1996 soll der Grundstein gelegt werden. Bauherr für den lichten Glaspalast ist der Senat.

Eine Fremdfinanzierung durch einen privaten Bauträger können sich auch die Mitarbeiter der Akademie nicht vorstellen. Was bei einem Geschäftshaus gängige Praxis sei, ein Projekt samt Planung und Mieter zu übernehmen und die Kosten über Mietverträge wiedereinzuspielen, sei mit der Akademie als Nutzer „unsinnig“, erklärte ein Sprecher. Ausstellungshallen oder Atelierräume seien wenig rentabel. Zudem wäre das 30 mal 100 Meter große Grundstück für eine Mischnutzung zu klein. „Das Raumprogramm reicht gerade noch aus, das Archiv unterzubringen.“ Auf eine Verschiebung der Baumaßnahme wegen des Haushaltsdefizits sollte sich das Land Berlin nicht einlassen.

Den Neubau ausschließlich durch private Investoren zu realisieren, hält man selbst im Hause von Bausenator Wolfgang Nagel, in dessen Regie das Haus hochgezogen werden soll, für ausgeschlossen. Eine Akademie als Verwertungsobjekt bringe Bauträgern keinen Profit. „Denkbar ist dagegen“, sagte Petra Reetz, Sprecherin des Bausenators, „das Gebäude über ein Leasing-Verfahren zu finanzieren.“ Das Haus werde dabei von einem Developer vorfinanziert, nach und nach abbezahlt und gehe schließlich in den Besitz des Bauherrn über.

Für die Bauverwaltung bedeute dies eine „mögliche Alternative“ zur Eigenfinanzierung, so Reetz. Derartige Kostenmodelle seien bezüglich anderer öffentlicher Bauvorhaben bereits duchgespielt worden. Es müsse nun geprüft werden, ob sich eine Leasing-Akademie rentiere. Zuständig für das Leasing-Modell, das mit einer Laufzeit von bis zu 30 Jahren funktioniert, ist die Finanzverwaltung. Rolf Lautenschläger

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