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Unterm Strich

Was John Lennon kann, kann ich schon lange, dachte sich wohl Franz Schubert und erhob sich mal schnell aus seinem kalten Grabe. So wie sich die Beatles durch die Charts trällern, als wäre nichts gewesen, erlebt am kommenden Sonntag in der Stuttgarter Liederhalle ein Oratorium von Schubert seine Uraufführung. „Lazarus oder die Feier der Auferstehung“ war vor ungefähr 130 Jahren wiederentdeckt worden. Den Jeff Lynne gibt hier der russische Komponist Edison Denisov, der das Fragment vervollständigt hat. Die Original-Partituren von Schubert brechen mitten in einer Arie des zweiten Satzes ab, der dritte Satz fehlte komplett. Der erste Satz wurde bereits 1830, zwei Jahre nach Schuberts Tod, aufgeführt – angemessene Popverarbeitung, auch wenn Schubert nicht gerade eines klassischen Rock'n'Roll-Todes starb, sondern damals recht profanen Krankheiten zum Opfer fiel: Ob Typhus oder Nervenfieber die Schuld trifft, ist bis heute nicht geklärt.

Wenn der Deutsche was bewegen will, dann setzt er eine Kommission ein oder beruft einen Beirat. So auch Außenminister Kinkel (Ja, ja, der ist noch Außenminister, kaum zu glauben), der einen „Beirat für Auswärtige Kulturpolitik“ ins Leben rufen will, wie er im Frankfurter Römer bei einer Diskussionsrunde zum Thema „Kultur, Kommerz und Außenpolitik“ verkündete. Arend Oetker, der Vorsitzende des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie (auch nicht schlecht), wußte immerhin sehr genau, warum er die Nähe zur FDP sucht: „Nichts ist so schwer, wie an das Geld anderer Leute zu kommen“, und wer sollte sich da besser auskennen? Wir hätten für die FDP da noch ein paar weitere Vorschläge, um im Gespräch zu bleiben: Jürgen Möllemann könnte im Rahmen einer Diskussion zum Thema „Sesselkleben und Fallschirmspringen“ eine Ausstellung „Der Einkaufswagen im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ anmahnen. Und der notorische Otto Graf Lambsdorff finanziert ein Symposium „Die Gehhilfe im Wandel der Steuergesetzgebung“.

Neuer Direktor der „Cinémathèque Suisse“, des zentralen Filmarchivs der Schweiz, wird der Filmhistoriker Herve Dumont. Der Nachfolger des pensionierten Cinémathèque-Mitbegründers Freddy Buache wurde bekannt durch seine „Geschichte des Schweizer Films 1986-1995“.

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