: Ein hellsichtiger Begleiter
■ Endlich erschienen: ein kompletter Architekturführer Hamburg
Dieses Buch war längst überfällig. Denn wer bisher einen Architekturführer Hamburg suchte, mußte stets auf verschiedene Publikationen zurückgreifen. Diverse Führer zu einzelnen Epochen in unterschiedlich ausführlicher Form und in kritischen Äußerungen meist ebenso bescheiden wie die Qualität der Hamburger Architektur ließen einen kompetenten Überblick dringend notwendig erscheinen. Ralf Lange, mit einem fundierten Werk über die Nachkriegsarchitektur und als Führer auf Stadtteilrundgängen als Fachmann erster Güte bekannt geworden, hat hier nun nach mehrjähriger Recherche ein Werk vorgelegt, das in die Hand eines jeden gehört, der sich für das Gesicht seiner Stadt interessiert.
Aufgeteilt in verschiedene Stadtteilrundgänge, ein in Hamburgführern sehr beliebtes Prinzip, stellt Lange knapp 1.200 Gebäude und Ensembles aus allen Epochen vor, aus denen Hamburg noch Bauten besitzt (was progressiv nach hinten frappierend weniger wird). Dabei gibt es viel zu entdecken, was in der Fixierung auf den Innenstadtausbau oder das eigene Wohnviertel oft übersehen wird. Etwa in der Villenarchitektur der Randlagen findet Lange erstaunliche Beispiele selbstbewußter Architektur, die sich konservativen Hamburger Leitbildern versagt.
Die kurzen Beschreibungen und Kommentare sind zwar merklich von einem Fachmann geschrieben, aber nicht nur für Fachleute verständlich. Und auch wenn Lange einem solchen Unternehmen angemessen mit beißender Kritik für offensichtliche Fehlleistungen spart, so wird doch an entscheidender Stelle immer wieder beispielhaft bemerkt, was ein Kunsthistoriker, der seine Stadt liebt, einfach nicht unbemäkelt lassen kann.
Statt einer ermüdenden Fleißarbeit erhält man somit einen hellsichtigen Begleiter für die Neuentdeckung der Stadt. Till Briegleb
Ralf Lange – Architekturführer Hamburg, Edition Menges, 336 Seiten, 48 Mark
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
