Kommentar: VEB Grusel
■ Bremen inszeniert sich das Grauen
Seit Jahr und Tag nudeln die Musical-Erfolge Hamburger, Stuttgarter und Bochumer Kassen voll – jetzt soll Bremen endlich auch ein munteres Singspiel kriegen. Donnerwetter! Über Jahre geht die Diskussion schon, wie die Stadt auf den Veranstaltungszug aufspringt – von dem keiner weiß, ob denn wenigstens noch die Rücklichter zu erkennen sind. Nochmal Donnerwetter, das nennt man vorausschauende Wirtschafts- und Ansiedlungspolitik. Aber das sind wir ja schon fast gewöhnt in einer Stadt, die in den letzten Jahren noch jeden Trend verschlafen oder hilfsweise totgequatscht hat.
Niemand weiß also, ob sich ein Musical überhaupt noch rentiert. Das wird noch „sauber geprüft“, heißt es dazu aus dem Haus des Wirtschaftssenators. Prima. Fragt sich nur, wie das mit einem schon unterschriftsreifen Vertrag zusammenpaßt. Wir ahnen: gar nicht. Und es fragt sich in dem Zusammenhang, warum sich partout kein privater Investor für das Projekt finden will. Wir ahnen mehr: Weil das Musical wohl doch ein gefährlicherer Drahtseilakt ist, als uns die Berufsoptimisten aus dem Hause Perschau weißmachen wollen.
Dann lesen wir, daß die Landeskasse mit 45 Millionen in Vorleistung geht. Das Risiko des Betreibers ist erstmal gleich null. Und siehe da: Das Grauen packt uns, noch ehe wir einen Blick auf die Fratze von Mr. Hyde geworfen haben. Bremen leistet sich einen VEB Grusel. Bremen hat's ja. Jochen Grabler
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