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„Mit offenem Visier kämpfen“

■ Hamburger Schlepper-Krieg: Holländische Pötte erfüllen angeblich nicht alle geforderten Sicherheitsstandards

„Das grenzt an Unterstellung“, schimpft Günter Brinkhoff, Unternehmensberater der Schlepp-Reederei Kotug Hamburg GmbH. Nicht nur wegen ihrer Billiglöhne und Dumping-Preis-Konkurrenz ist die Tochtergesellschaft der niederländischen Kooren-Reederei in die Schußlinie der alteingesessenen Hamburger Schlepperdienste und der Gewerkschaft ÖTV geraten (taz berichtete): Die Schlepperdienste werfen Kotug vor, geltende Sicherheits- und technische Auflagen der Seeberufsgenossenschaft zu unterlaufen. „Es wird hier mit offenem Visier gekämpft“, weist Brinkhoff alle Anschuldigungen zurück: „Wir respektieren selbstverständlich deutsche Gesetze.“

Das entspricht nach Auskunft der Hamburger Seeberufsgenossenschaft nur der halben Wahrheit. Denn Kotug, so ein Mitarbeiter gestern zur taz, habe seine vier Schlepper nur als Binnenschiffe, nicht aber wie die übrigen fünf Hamburger Schlepp-Reedereien als Seeschiffe angemeldet. Binnenschiffe, die jenseits der Seegrenze bei Cuxhaven nicht schippern dürfen, seien „naturgemäß weder stabilitäts- noch ausrüstungs-, oder festigkeitsmäßig so gut ausgestattet wie Seeschiffe, die höherem Seegang standhalten müssen“.

An sich kein Problem, hätte die Wirtschaftsbehörde eine Anfrage des GALiers Alexander Porschke kürzlich nicht so eindeutig beantwortet: „Die Schlepper sind als Binnenschiffe mit der Auflage zugelassen, daß sie den von der Seeberufsgenossenschaft für Seehafen-Assistenzschlepper im Drei-Mann-Betrieb geforderten Sicherheits- und Ausrüstungsstandards genügen müssen.“ Während der Sprecher von Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus, Wolfgang Becker, davon ausgeht, daß dem dann wohl auch so sei, kann die Seeberufsgenossenschaft dies nicht bestätigen: „Uns liegt nicht mal ein Antrag vor, dies zu überprüfen.“ Die Binnenschiffahrts-Berufgenossenschaft erklärte gestern, die Kotug-Schlepper erfüllten immerhin „weitestgehend“ die Binnenschiff-Vorschriften.

Unterdessen blieb die für gestern angekündigte „Stillegung“ des Hafens durch Verzögerungen beim Entladen als weitere Protestaktion der Hafenarbeiter gegen die Niederländer fast völlig aus. Einige drohen, das Einlaufen des weltgrößten Containerschiffs Regina Maersk (merke: ganz ohne Elbvertiefung, trotz 305 Meter Länge und 5550 Standardcontainer) am 3. Februar zu behindern, sollte sich die Situation nicht verbessern.

Die Hamburger Schlepperdienste verzeichnen seit Einzug von Kotug am 1. Januar erhebliche Auftragsrückgänge, knapp die Hälfte der insgesamt 220 Arbeitsplätze ist deswegen bedroht. Die Arbeitgeber wollen die Tarifstrukturen an das niederländische Zwei-Schichten-Besatzungsmodell anpassen. Die ÖTV fordert Kotug dagegen auf, sich bis zum 26. Januar an den Verhandlungstisch zu setzen. Brinkhoff: „Wir werden reagieren.“ Heike Haarhoff

Siehe auch Reportage Seite 11

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