: Auftrag für Simitis
■ Griechische Sozialisten wählen einen Nachfolger Papandreous
Athen (AFP) – Der griechische Präsident Kostis Stephanopoulos hat den Sozialisten Kostas Simitis gestern mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt. Der 59jährige Nachfolger des schwerkranken Andreas Papandreou soll sein neues Kabinett innerhalb der kommenden drei Tage bilden. Während dieser Zeit wird Interims-Regierungschef Akis Tsochatzopoulos die Geschäfte kommissarisch weiterführen.
Simitis gilt als sozialdemokratischer Modernisierer und überzeugter Anhänger des europäischen Einigungsprozesses. Der Juraprofessor und Wirtschaftswissenschaftler, der in den siebziger Jahren an mehreren deutschen Universitäten lehrte und fließend Deutsch spricht, ist seit 1985 Abgeordneter der Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (Pasok). Seit 1981 hatte er in mehreren Regierungen unter Ministerpräsident Papandreou verschiedene Kabinettsposten inne.
Mit Papandreou geriet Simitis mehrfach aneinander. Als er 1985 als Nachfolger von Gerassimos Arsenis zum Wirtschaftsminister berufen wurde, verfolgte er einen rigiden Sparkurs zur Sanierung des maroden griechischen Staatshaushalts. Dies führte zu Protesten der Gewerkschaften und des populistischen Pasok-Flügels. Papandreou machte daraufhin Zugeständnisse bei Forderungen nach mehr Lohn und setzte dem Sparkurs von Simitis ein Ende. Dieser legte verärgert sein Amt nieder. Dennoch gilt Simitis als Integrationsfigur, die nach Meinung vieler Pasok-Mitglieder die innerparteiliche Krise überwinden und die Partei bei den kommenden Parlamentswahlen im Jahr 1997 erneut zum Sieg führen kann.
Die Parlamentsabgeordneten der regierenden Pasok hatten Simitis am Donnerstag abend zum Nachfolger des schwerkranken Papandreou gewählt. Der bisherige Regierungschef hatte am Montag auf sein Amt verzichtet. Für den Reformer Simitis stimmten 86 der 167 sozialistischen Parlamentarier. Sein Gegenkandidat bei der Stichwahl, Tsochatzopoulos, der als Getreuer Papandreous gilt, kam auf 75 Stimmen. Im ersten Wahlgang hatten Simitis und Tsochatzopoulos jeweils 53 Stimmen erhalten. Die beiden Mitbewerber erhielten 50 beziehungsweise 11 Stimmen und schieden aus.
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