: Hormonfleisch schmeckt der EU einfach nicht
■ Agrarkommissar Fischler sucht nach Argumenten gegen US-Rinderfarmen
Straßburg (taz) – Verbale Prügel für EU-Agrarkommissar Franz Fischler. Die von ihm initiierte „Hormonkonferenz“ im Dezember letzten Jahres sei zu einer „Steilvorlage“ für die Klage der USA bei der Welthandelsorganisation (WTO) geraten, kritisierte in Straßburg das Europaparlament. Jetzt will Fischler mit einer „Folgekonferenz“ doch noch Punkte sammeln. Eigentlich war das Manöver im Dezember so gedacht: Die Kommission lädt 80 Wissenschaftler aus aller Welt zu einer Konferenz, und diese faßt alle Bedenken zusammen, die das europäische Einfuhrverbot für das Fleisch hormonbehandelter Rinder stützen. Tatsächlich steht im jetzt vorgelegten Abschlußbericht eher das Gegenteil: Bisher gebe es keine Anzeichen dafür, daß die Rückstände „natürlicher Hormone“ in Steak oder Braten doch die Gesundheit der Verbraucher gefährden könnten. Als „natürliche Hormone“ werden Stoffe bezeichnet, die in ihrer chemischen Zusammensetzung baugleich sind mit Hormonen, die die Tiere selbst produzieren. In den USA werden den Rindern allerdings nicht nur natürliche Hormone, sondern auch synthetische Substanzen gespritzt und implantiert.
Um den verlorenen Boden wiedergutzumachen, soll nun eine zweite Hormonkonferenz organisiert werden. Eine entsprechende Initiative des Europäischen Parlaments wurde von Agrarkommissar Fischler sofort aufgegriffen. Auf dieser Folgekonferenz soll es weniger wissenschaftlich zugehen, sondern vor allem Landwirte und Verbraucher zu Wort kommen. Die Angst vor einem massiven Fleischboykott ist der Hauptgrund für die standhafte Haltung der Kommission in der Hormonfrage. Kaum beachtet wurde bisher, daß der Konferenzbericht auch Verschärfungen der Rechtslage fordert. Sogenannte Beta-Agonisten (wie das im Dopingfall von Katrin Krabbe bekannt gewordene Clenbuterol) sollen ebenfalls auf die Verbotsliste gesetzt werden, rieten die Wissenschaftler. Die Kommission fordert dies bereits seit Jahren. Christian Rath
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