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Stopp in weiter Ferne

■ Genfer Vertragsverhandlungen zum Stopp von Atomwaffentests stocken

Genf (taz) – Zum Auftakt der Genfer Vertragsverhandlungen zum Stopp von Atomwaffentests hat die Clinton-Administration gestern ihre Behauptung zurückziehen müssen, indische Diplomaten hätten unter dem Druck amerikanischer Sanktionsddrohungen den Verzicht ihres Landes auf Atomtests erklärt. Dies hatten am vergangenen Freitag diverse Nachrichtenagenturen unter Berufung auf Äußerungen des Direktors der US-Abrüstungs- und Rüstungskontrollbehörde (ACDA), John Holum, gemeldet. Auf Fragen von UNO-Journalisten in Genf leugnete Holum seine Äußerungen über ein Treffen zwischen indischen und amerikanischen Diplomaten, von denen allerdings Tonbandaufnahmen existieren. Holum erklärte, seine Informationen über eine angebliche indische Verzichtserklärung auf Atomtests stamme von einem strikt vertraulichen Hintergrundgespräch der Genfer Botschafterin Indiens mit UNO-Journalisten. Die Regierung in Neu-Delhi ist engagierte Verfechterin der Forderung der 21 Staaten des Südens (G 21) in der UNO, nach der Verlängerung des Atomwaffensperrvertrages im Mai letzten Jahres müsse bei den jetzt laufenden Genfer Verhandlungsrunde auch über die Atomwaffenpotentiale der USA, Rußlands, Frankreichs, Großbritanniens und Chinas verhandelt werden. Dies hatte auch die UNO-Generalversammlung im Dezember mit großer Mehrheit gefordert. Die Delegationen der USA und der anderen westlichen Staaten lehnten diese Forderung gestern erneut ab.

Mit der Ankündigung sogenannter „subkritischer Tests“ – Tests, bei denen es nicht zu einer nuklearen Kettenreaktion kommt – in der Nevada-Wüste sorgten die USA inzwischen für Zweifel, ob sie tatsächlich zu einem ausnahmslosen Teststoppverbot bereit sind. Ähnliche Zweifel erweckte auch Rußland, dessen Delegation gestern neue „technische Fragen und Bedenken“ einbrachte. Andreas Zumach

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