■ Querspalte
: Kakao, Kanzler, Konjunktur

Also, verwirrend ist das sehr, was da als „Kanzlerrunde“ im Fernsehen angekündigt wurde. „Tagesthemen“ und „heute- Journal“ und... – eine dicke schwarze Limousine und noch eine und eine ganz dicke: Das muß der runde Kanzler sein. Es geht hier um „Sozialabbau“, sagen die Stimmen aus dem Off. Wie bitte? Werden demnächst bei gleicher Gelegenheit ein Opel Corsa vorfahren und ein Fiat Uno oder das Dienstfahrrad gar?

Falsch, ganz falsch. Wenngleich die Herren verzweifelt an der „sozialpolitischen Notbremse“ (SZ) zerren, weil der „Konjunktur-Motor“ (Woche) stottert, weshalb der eine oder andere Arbeitsplatz unter die Räder kommt. Die Zeit drängt, die Not ist groß, da gilt es, den „Junktims-Vorbehalt aufzugeben“ (Edmund Stoiber), an den „Abschreibungsmodalitäten“ (SZ) zu tüfteln, um die „Wettbewerbsfähigkeit des Humankapitals“ (FAZ) zu „flankieren“ (Zeit).

Nur wie? Durch „soziale Affinität“ (Stoiber) oder das „Beschäftigungsförderungsgesetz“ ((Woche), in das geschnitten werden soll wie in eine Leberwurst? Steuerlastquote, Standort Deutschland, Subsidiarität – Worte quellen und platzen wie Popcorn. Bild zeigt volksnah eine „Streichliste“, weil einem die Langfinger mit der „öffentlichen Hand“ (Spiegel) flink in die Tasche greifen.

Kalamitäten, ach. Eine Meldung verdeutlicht die ganze Dimension. Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie klagt „verbittert“ (SZ) über schlechte Geschäfte – zartbitter? Kein Grund zu scherzen. Weniger Schokolade und Bonbons = weniger Arbeitsplätze. Soll der „Tu-nix-Kanzler“ (Spiegel) aktiv werden und fordern: Deutsche, nascht! Dann werden wir dick und fett, kriegen Karies und Kollaps, die Krankenkassen müssen die Beiträge erhöhen, die Lohnnebenkosten steigen, Mars und Kakaoeier werden künftig in Tschechien produziert... halt, stopp!

Bei der nächsten Kanzlerrunde gibt's Konfekt und Schokoriegel, tütenweise. Und die FAZ fordert erregt den „schlanken Staat“. Norbert Thomma